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Meine Reise 2011 - 2014

Meine Reise 2011 - 2014

Sonntag, 24. Juni 2012

Kunterbuntes aus Australien II


7. Geschichte: Der Absturz

Nächste Geschichte. Einen Tag nachdem wir bei Jürgen waren, kam mein persönlicher Absturz. Am Abend zuvor noch köstlich als nüchterne Person amüsiert, hat es mich dann letzten Samstag selbst erwischt. Rory hat mir übers Wochenende seinen Parkplatz im Hostel angeboten zum Schlafen. Ich habe ja am Wochende immer das Problem, dass ich nicht ausgehen und was trinken kann, da ich ja dann immer noch zu meinem Schlafplatz fahren muss. Dank des Hostelparkplatzes konnte ich nun aber in der City schlafen.  Ich bin also mit ein paar Iren und Engländern zur Esplanade gelaufen, um ein wenig aufs Wochenende anzustossen. Ich sage Euch, nein, ich schwöre Euch, ich werde nie nie wieder Trinkspiele mit Engländern und Iren spielen. Das ist einfach nur ultrahart. Nach 6 Bier, einigen Mixgetränken (ich habe keine Ahnung wieviele es waren) und etlichen Trinkspielen fingen wir an das sinnloseste Trinkspiel überhaupt zu spielen. Die Regeln waren einfach, der Einsatz hoch. 2 Personen schauen sich solang in die Augen bis einer lachen muss. Wer zuerst lacht muss ein halbes Glas Captain Morgan (Rum) pur trinken. Wenn ihr sowieso schon betrunken seit, glaubt mir, ihr haltet es keine 10 Sekunden aus ohne zu lachen. Der Rum war also mein Absacker an diesem Abend. Noch vor Mitternacht habe ich mich dann notgedrungen aus der Runde verabschiedet. Fragt mich nicht wie ich den Weg zum Auto gefunden habe. Aber ich habe ihn gefunden J Als ich dann im Auto lag, bin ich eine Runde Karussell gefahren. Das Karussell war leider zu schnell. Autotür auf und mein ganzes Abendessen herausgelassen. Danach habe ich einfach nur  noch geschlafen bis irgendwann am nächsten Tag. Als ich aufgewacht bin und die Tür aufgemacht habe, habe ich mich erstmal erschrocken. Achja, da war ja noch was von letzter Nacht :D Ekelhaft! Da ich natürlich Rory einen sauberen Parkplatz hinterlassen wollte, habe ich die Überbleibsel meines Abendessens schnell in den Hostelbusch verfrachtet. Der Parkplatz glänzte wie neu ;) Den ganzen Sonntag habe ich nichts gemacht. Mich haben einfach nur jämmerliche Halsschmerzen und ein sehr ungutes Gefühl in der Magengegend geplagt. Ein Absturz aus dem Bilderbuch.

8. Geschichte: Ein zweiter Job?

Kommen wir zu einer erfreulicheren Geschichte. Ich habe Euch ja erzählt, dass ich mich für sämtliche Arten von Jobs hier in Darwin beworben habe. Unter anderem findet von Ende Juni bis Anfang August in Darwin ein Pferderennen im Einklang mit einem Karneval statt. Eine Recruitment Agency sucht mindestens 600 Leute für verschiedene Bereiche. Standverkäufer, Laufburschen, Arbeiter, Kellner und und und. Ich habe einfach mal mein Lebensauf hingeschickt und sie haben mich tatsächlich angerufen. Letzten Dienstag hatte ich dann einen Termin in der City. Es war kein Interview. Viel mehr war es ein Registrierungsprozess für die Recruitment Agency. Es waren mindestens noch 15 andere Leute da. Wieder mal unendlich viele Formulare ausfüllen und Sicherheitsvideos anschauen. Ätzend. Aber ich glaube, die Chance tatsächlich einen Job für dieses Event zu bekommen stehen nicht schlecht, da sie wirklich nach vielen Leuten in allen Bereichen suchen. Wenn Sie uns brauchen, rufen Sie uns an. Wäre perfekt für mich als Wochenendjob, wenn ich nicht im Lagerhaus arbeite. Naja, schauen wir mal wie es sich entwickelt.

9. Geschichte: Ein Auto, Eine Kupplung

Kommen wir zu einer sehr interessanter Geschichte. Wie ihr bereits wisst, brauche ich eine neue Kupplung. Die letzte Woche hat sich die Kupplung deutlicher denn je bemerkbar gemacht. Die Gänge gingen teilweise gar nicht mehr rein. Es bestand Handlungsbedarf. Diese Woche Montag habe ich dann einen Termin beim Mechaniker für Mittwoch gemacht. Meine einzigste Sorge war nur, ob ich am nächsten Tag nochmal auf Arbeit und zurück kommen würde. Ich musste mal wieder das Glück entscheiden lassen. Ich bin tatsächlich noch mal bis auf Arbeit gekommen und zurück zum Hostel.  Die Kupplung war wirklich beinahe außer Betrieb. Der eigentliche Plan war, das Auto am nächsten Morgen an der Werkstatt abzuliefern. Brent würde mich dann mit seinem Auto mit auf Arbeit nehmen und mich nach der Arbeit in der Stadt wieder absetzen. Das Glück hat mich jedoch verlassen. Ich habe das Auto im Parkhaus im Mitchell Center geparkt, um im Hostel Duschen zu gehen. Als ich dann das Auto aus dem Parkhaus wieder herausfahren wollte, war es soweit. Die Kupplung war hinüber. Nichts ging mehr. Anfahren ohne Kupplung: Unmöglich. Selbst wenn ich den Gang schon vorm Zünden eingelegt habe, ist der Motor beim Zünden immer wieder ausgegangen. WARUM AUSGERECHNET JETZT? Es waren nur etwa 500 Meter bis zur Werkstatt. Ich konnte es nicht fassen und war mal wieder, wie schon so oft in letzter Zeit mit dem Auto, überfordert. Wie bekomme ich bloß dieses Auto die 500m bis zur Werkstatt? Zu meiner sowieso schon bedauerlichen Lage kam hinzu, dass ich das Auto im Kellergeschoss geparkt habe und eine Schranke und ziemlich steile Rampe passieren musste, um aus dem Parkhaus herauszufahren. Das machte die Option des Abschleppens natürlich auch um einiges schwieriger. Ein kleines Auto reichte nicht aus, um mich die Rampe hinauf abzuschleppen. Ich wusste echt nicht mehr weiter. Dann fiel mir aber noch was ein. Nick, mein Kollege vom Unkrautsprühen hat ein ziemlich satrken Wagen. Ich habe ihn angerufen und gefragt, ob er mich abschleppen kann. Er meinte, dass er in ca. 2 Stunden da sein kann und mich dann abschleppen kann. Da war ich erstmal beruhigt. Aber eigentlich doch nicht. Denn Nick raucht ganz gern mal 1-2 Joints zuviel am Tag und ich möchte mich eigentlich nicht von jemand abschleppen lassen, der völlig stoned ist. Ich habe mir dann überlegt, dem ganzen noch einen letzten Versuch zu geben. Ich habe gewartet bis es dunkel war. Das Parkhaus war dann recht leer und der Verkehr auf den Straßen war auch nicht mehr so stark. Mein letzter Versuch. Gang rein und dann habe ich solang gezündet und dabei Gas gegeben bis das Auto lief. Ich hatte zum Glück recht viel Platz im Parkhaus vor mir. Und es lief. Ich habe das Auto tatsächlich noch mal zum Laufen gebracht. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Aber die nächsten Herausforderungen warteten schon auf mich. Ich wollte das Auto einfach nur noch irgendwie zu der Werkstatt bringen. Und wenn möglich, ohne irgendwo stoppen zu müssen. Denn wenn ich stoppe ohne Kupplung, säuft mir der Motor ab. Mit dem Unterschied, dass ich dann irgendwo auf der Strasse stehe und nicht mehr im Parkhaus. Dramatische Minuten sag ich Euch. Zwischen dem Parkhaus und der Werkstatt warteten 2 Kreuzungen ohne Ampeln und 2 Kreuzungen mit Ampeln auf mich. 4 potentielle Möglichkeiten, wo ich zum Stehen kommen könnte. Ich ließ mal wieder das Glück entscheiden. Die Schranke im Parkhaus war zum Glück offen, die Rampe habe ich auch gemeistert. An den ersten beiden Kreuzungen ohne Ampeln konnte ich war übrigens kein Verkehr. Glück gehabt. Achja, alles im ersten Gang natürlich :D Dann kam eine Schrecksekunde. Ich kam in einen Kreisverkehr und sah, dass die Ampel an der nächsten Kreuzung rot ist. Dann bin ich erstmal eine Ehrenrunde im Kreisverkehr gefahren. Dann musste ich allerdings aus dem Kreisverkehr heraus, da andere Autos kamen. Ich habe gefleht, dass diese blöde Ampel endlich grün wird. Sie wurde nicht grün. Wie erwartet ist mir dann natürlich an der Ampel der Motor abgesoffen. Am liebsten wäre ich unter meinem Lenkrad versunken. Neben mir stand ein Typ mit seinem aufgemotzten Wagen und meinte nur zu mir: „Netter Versuch!“  Was für ein A****loch. Aber auch wie peinlich. Du fährst im ersten Gang an eine rote Ampel und lässt den Motor absuafen. Jeder musste denken, ich bin ein absoluter Fahranfänger. War mir aber egal. Was nun, wenn die Ampel grün wird? Ich habe mich entschlossen, es einfach noch einmal genau so zu versuchen, wie ich es schon im Parkhaus gemacht habe. Und  ich habe es tatsächlich auch noch ein zweites Mal geschafft, dass Auto zum laufen zu bringen. Gott Basti, das hast du verdammt gut gemacht. Zweimal ein Auto ohne eine praktisch vorhandene Kupplung zum laufen zu bringen. Das ist ganz großes Kino. Aber die Euphoriewelle musste dann auch wieder ganz schnell bei Seite rücken, denn noch stand eine Kreuzung mit Ampel vor mir und der Werkstatt. Na, was denkt ihr, was die Ampel gezeigt hat. Rot? Nein, nicht noch einmal. Die zweite Ampel war zum Glück grün. Ich habe es tatsäschlich geschafft, das Auto die 500m mit Hängen und Würgen zur Werkstatt zu bringen. Da war ich mal wieder richtig stolz auf mich. Mal wieder aus einer ausweglosen Situation das Optimum herausgeholt. Ich wollte das Auto dann auch nicht nur noch einen Meter bewegen. Ich habe dann einfach im Auto vor der Werkstatt geschlafen. Mir war es so egal, ob die Polizei mich findet diese Nacht und mich mit einem Bußgeld belegt. Ich war einfach nur froh an der Werkstatt zu sein. Am nächsten Morgen hat es den Anschein gemacht als ob mich die Polizei nicht gefunden hätte, obwohl ich mitten in der City übernachtet hatte. Brent hat mich dann mit auf Arbeit genommen und mich danach wieder zur Werkstatt gebracht. Ich war so gespannt.
Und dann war es soweit. Das Auto mit der neuen Kupplung war fertig. Zunächst kam allerdings der unangenehme Teil. Die Rechnung. Der Spaß hat mich mal wieder ganze 1222,80$ gekostet (ungefähr 1000€). Aber im Ernst, das Geld war für mich in dem Moment nebensächlich. Ich wollte einfach nur noch das Auto fahren. Und das tat ich dann. Was für ein Fahrgefühl. Die Gänge lassen sich mit einem Finger schalten. Traumhaft. Endlich. Das Auto ist komplettiert und bereit für die nächsten Abenteuer. 

Die Rechnung




8.Geschichte: Eine Goldader

Habe ich beim Auto noch soviel Geld gelassen, kommt jetzt die Geschichte, wie man viel Geld bekommt in Australien. Diese Woche hieß es wieder Container ausladen ohne Ende. Brent und ich haben uns zu Maschinen entwickelt. Wie am Fließband fliegen die Bierboxen auf die Paletten. Immer schneller und noch schneller. Habe ich in Geschichte 1 noch über die 45$ pro Stunde geschwärmt, dann hört mal was ich jetzt zu erzählen habe. Diesen Freitag haben wir etwas Unglaubliches geschafft. Etwas, was ich niemals für möglich gehalten hätte. Wir haben 2 Container in wahnsinnigen 2:10 Stunden ausgeladen. Ungefähr 30 Tonnen Bier in nur 2:10 Stunden. Brent hat das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht bekommen als er mal den Stundenlohn ausgerechnet hat. Hört und staunt. 63,70$. Das sind über 50€ pro Stunde. Das ist unfassbar, aber deutsch-kanadische Teamarbeit machts möglich. Das ist fast das Vierfache von dem höchsten Stundenlohn, den ich jemals in Deutschland hatte. Australien ist das teuerste Land, das ich kenne. Aber wen interessiert das bei diesem Stundenlohn? Insgesamt habe ich diese Woche in 5 Tagen 1400$ verdient. In Deutschland bekommen das Einige nicht mal als Monatsgehalt. Wahrscheinlich werde ich wohl nie wieder in meinem Leben für so einen hohen Stundenlohn arbeiten. Das kannst du halt nur in Australien. Aber damit noch nicht genug für diesen Freitag. Als ich nach der Arbeit seit langem mal wieder in mein deutsches Bankkonto hineingeschaut habe, ist mir gleich aufgefallen, dass dort mehr Geld als gewöhnlich drauf ist. Wo kommt das Geld her? Nach einem genaueren Blick habe ich festgestellt, dass eine Überweisung vom Finanzamt kam. Juhu. Ich habe meine Steuer von 2011 zurückbekommen. Nochmal um die 1300€. Ich liebe diesen Freitag. Das Geld kommt in Strömen auf mein deutsches und australisches Konto. Als ob ich diesen Freitag auf eine Goldader gestoßen wäre. Mehr davon bitte…

9.Geschichte: Ein erholsames Wochenende

Kommen wir zur letzten Geschichte. Im Gegensatz zum letzten Wochenende habe ich es etwas ruhiger angehen lassen. Gemeinsam mit Rory, Lee und Katherine (beide Engländer) aus dem Hostel bin ich Freitagabend gemeinsam nach Nightcliff gefahren. Wir haben ein Barbecue gemacht mit Garnelen, Hackfleisch, Würstchen, gebratenen Zwiebeln und noch viel mehr. Dabei haben wir mal wieder einen von Darwins wunderschönen Sonnenuntergängen gesehen. Leider habe ich in der Nacht das Spiel von Deutschland gegen Griechenland verpasst. Also eher verschlafen ;) Am Sonntag bin ich dann mit James (aus Wales und ebenfalls vom Hostel) ins Aviation Museum gefahren, also ein Museum über die Kriegsflugzeuge des 2.Weltkriegs. Sehr interessant. Die Hauptattraktion war ein amerikanischer B-52 Bomber. Ein unglaublich riesiger Vogel, der die gesamte Museumshalle einnimmt. Allein das Rad war fast größer als ich. 




Und hier ist der B-52






Das Wochenende habe ich dann im Hostel bei einer Runde „Shithead“ ausklingen lassen. Nein, Shithead ist kein weiteres Trinkspiel ;) Es ist ein Kartenspiel und der Verlierer ist halt der Shithead.

Die Moral von der Geschicht

So, das waren jetzt mal 9 Geschichten aus meinem Alltag der letzten 2 Wochen hier. Ich hoffe ihr habt jetzt mal einen kleinen Eindruck bekommen, wie mein Leben hier in Australien so ist und mit was ich mich allem herumplagen muss, wenn ich nicht am reisen bin. Und die Moral von der Geschicht, was in Darwin passiert, das glaubt man nicht.
Erinnert ihr Euch noch an die 3 großen Dinge? Visum, Arbeit und Auto. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, aber ich habe alle drei Dinge in etwas Positives verwandeln können. Und darüber bin ich ziemlich froh. Nun kann ich endlich ohne weitere Sorgenfälle Geld sparen, um wieder auf Reisen zu gehen. Und wie ihr gelesen habt, verdiene ich derzeit echt gut. Meine Zeit in Darwin scheint sich nach nun fast 4 Monaten allerdings einem Ende zu neigen. In Darwin habe ich so viele schöne Dinge erlebt. Besonders gefallen hat mir, dass ich hier endlich mal auch ein wenig vom australischen Leben und Alltag mitbekommen habe. Ich würde nicht das Wort Pech in den Mund nehmen, aber Darwin hat mir auch einige Herausforderungen gestellt. Ich habe sie alle bravurös gemeistert. Und genau das ist eben auch Australien. Es läuft nicht alles rund, aber du freust dich umso mehr, wenn du diese Herausforderungen ganz allein gemeistert hast. Nach 4 Monaten habe ich jetzt aber auch genug vom australischen Alltag. Ich will nicht mehr arbeiten und jeden Tag in Darwins City herumhängen. Ich will endlich wieder was sehen. Das Auto ist so gut wie startklar für ein neues Abenteuer in Australien und ich bin es auch. Ich will jetzt noch 2-3 Wochen arbeiten, umso viel Geld wie möglich zu sparen. Ende Juni endet das australische Steuerjahr. Ich will dann eine Steuererklärung machen, bei der ich nochmal so um die 3000$ zurückbekommen sollte. Ich muss allerdings als „Australian Resident for Tax Purposes“ durchgehen. Das wird wieder so eine zwiespältige und wohl nicht ganz gesetzeskonforme Geschichte werden ;) Aber davon ein anderes Mal mehr. Jedenfalls sollte ich dann genug Geld zusammen haben, um wieder auf Tour zu gehen. 

Kunterbuntes aus Australien I


Was ist das denn jetzt schon wieder für eine Überschrift? Ich versuche es mal zu erklären. Die letzten 2 Wochen ist einiges passiert. Allerdings in verschiedenen Bereichen. Es sind Geschichten aus dem australischen Alltag. Kunterbuntes eben.

1. Geschichte: Vom Sklaven zum Millionär

Nachdem wir mit Jürgen den atemberaubenden Segeltrip beendet haben ging es letzte Woche Dienstag wieder auf Arbeit ins Bierlagerhaus. Eigentlich hatte ich schon keine Lust mehr darauf und hatte schon in Betracht gezogen, einfach zu kündigen. Harte Arbeit, mieses Geld. Warum soll ich mir das denn noch antun? Es sollte jedoch alles anders kommen. Ben, der letzte Woche einfach nach Hause gegangen ist, ist erwartungsgemäß am Dienstag nicht wieder gekommen. Ich bekam also einen neuen Kollegen. Brent aus Kanada. Und wir harmonieren super zusammen im Container. Brent hat einfach nicht so die Arschruhe weg, wie Ben die Woche zuvor. Am Dienstag haben wir dann auch gleich 3 Container ausgeladen, anstatt der üblichen 2 Container von letzter Woche. Wie ihr wisst, werde ich pro Container bezahlt. Und wir waren so schnell, dass wir am Dienstag auch gleich die 30$ pro Stunde geknackt haben. Das funzt. Die nächsten Tage haben wir uns sogar noch kontinuierlich steigern können. Am Ende der Woche haben wir sogar schon 4 Container ausgeladen und wir sind bei einem Wahnsinnsstundenlohn von 43$ angekommen (~35€). Wow. Der Job scheint sich zu einer echten Goldgrube zu entwickeln. 278$ in nur 6,5 Stunden. Da lohnt sich wenigstens die harte Arbeit.

2. Geschichte: Traditionsfussball

Aber zu einer anderen Geschichte. Ich habe es bis jetzt noch nicht erwähnt im Blog, aber wir haben seit 3 Monaten eine Tradition im Hostel von der ich jetzt Mal berichten muss. Jeden Dienstag und Donnerstag um 17:30 ist Fussball angesagt. Wir treffen uns mit Leuten auch aus anderen Hostels und kicken gemeinsam an der Esplanade Darwins. Bis es dunkel wird. Es macht super viel Spaß und ist ein gelungener Ausgleich zur harten Arbeit jeden Tag.

3. Geschichte: Der wahre Fan

Wie sehr ich an Deutschland hänge zeigt sich in der nächsten Geschichte. Also, wenn ich ja eines an dieser Zeitverschiebung hasse, dann, dass man keine sportlichen Events in Europa zu einer vernünftigen Zeit schauen kann. Wie ihr wisst ist gerade die Fussball-Europameisterschaft. Was macht also der deutsche Fan in Australien? Genau, er steht 3:30 Uhr am Morgen auf, geht in eine Sportsbar, um Deutschland um 4:15 Uhr live spielen zu sehen und geht anschließend direkt auf Arbeit. So geschehen letzte Woche Mittwoch Deutschland gegen Niederlande und diese Woche Montag Deutschland gegen Dänemark. Ich bin immer in die Sportsbar „Globies“ gefahren. Globies ist die einzigste Bar in Darwin, die alle Spiele live überträgt und zu dieser Zeit auch noch geöffnet hat. Ach herrlich war’s. Mal wieder Deutsche Fangesänge zu hören und betrübte holländische Gesichter zu sehen.

4. Geschichte: Katz-und-Maus-Spiel

Nächste Geschichte. Wie ihr wisst, schlafe ich ja immer auf dem Steg der Fishermen Wharf. Am Mittwochabend letzte Woche sollte es damit jedoch vorbei sein. Ich habe gerade mein Abendessen auf meinem mobilen Gasherd aufgewärmt, als ein weißes Auto auf den Steg kam. Als dann ein Mann ausstieg und sich mir näherte, wusste ich auch gleich, was der gute Herr wollte. Er war ein Sicherheitsmann vom Council (sowas wie der Stadtrat). Dann hat er mir auch gleich einen Vortrag gehalten, dass es illegal ist hier zu campen bzw. zu schlafen. Die Information, dass es Privatgelände ist, war anscheinend falsch. Der Steg gehört dem Council. Jedenfalls meinte er, wenn er mich hier nochmal sieht, holt er die Polizei. Ich habe im nur entgegnet, dass ich noch ein paar andere Plätze zum übernachten wüsste. Hat ihn wohl wenig wütend gemacht. Bin dann mal schnell weggefahren. Jedenfalls war es das mit meinem Schlafplatz dort. Ich habe dann die nächsten 2 Nächte auf einem nahegelegenen Parkplatz verbracht, den Leute nutzen um ihre Boote ins Wasser zu bringen. Naja jedenfalls hatte ich dann letzte Woche Freitags kurz vor 6 Uhr gerade Frühstück im Auto als ein Polizeiauto auf den Parkplatz kam. Ich konnte es nicht fassen. Was haben die hier in Darwin eigentlich gegen Backpacker? Ich hatte dieses Mal allerdings richtig Glück. Die Polizistin meinte, dass ich den Parkplatz jetzt noch verlassen könnte, da ich nicht im Auto schlafe, sondern wach bin. Und einen weiteren Vortrag, dass es illegal ist hier zu übernachten gab’s natürlich auch. Von allen anderen Autos haben sie die Registrierungen aufgeschrieben und wahrscheinlich dürfen die dann 200$ Strafe zahlen. Seitdem schlafe ich jetzt immer in der Woche im Hidden Valley. Dort gibt es eine Rennstrecke und einen riesengroßen Schotterparkplatz davor. Ist etwas außerhalb der Stadt, aber dafür etwas abgelegen und absolut dunkel in der Nacht. Von der Strasse sieht man mich nicht. Wie ich diesen Platz gefunden habe? Während meiner Zeit als Weed Sprayer haben wir an den ungewöhnlichsten und abgelegensten Feldwegen Unkraut gesprüht. Und rund um diesen Parkplatz hatten wir einmal gesprüht, so dass er irgendwie noch war in meinem Kopf war.

5.Geschichte: Der hat wohl eine Schraube locker?

Kommen wir zur nächsten Geschichte. Letzte Woche Freitag haben wir wie gesagt unglaublich viel Geld auf Arbeit verdient. Freitagabend waren wir dann zu Jürgen nach Hause zum Barbecue und Dinner eingeladen. Ich habe Rory und Bea versprochen, dass ich fahre. Auf dem Weg zurück von der Arbeit ist mir dann mal wieder was ziemlich Unglückliches passiert. Auf der Strasse vor dem Hostel muss irgendein Idiot eine Schraube liegen gelassen haben. Ja, eine Schraube. Und wer ist der Glückliche, der diese Schraube mitnimmt? Mein Reifen natürlich. Ich habe es erst gar nicht gemerkt. Ein Hostelmitarbeiter hat mir dann gesagt, dass ich einen Platten habe. Als ich dann diese Schraube im Reifen gesehen habe, musste ich erstmal jämmerlich fluchen. Als ich mich dann beruhigt habe, habe ich mich an die Problemlösung gemacht. Ich hatte ja zum Glück noch einen Ersatzreifen im Auto. Problem gelöst? Nein. Ich habe zwar auch einen Wagenheber, denn ich dann auch gleich mal getestet habe, jedoch fehlte mir das passende Werkzeug, um die Schrauben am Reifen für den Radwechsel zu lösen. Dann ging das Gefrage los, wer denn einen passenden Schraubenschlüssel hat. Ich wusste nicht mal, wie man dieses Ding auf Englisch eigentlich nennt :D Da hat man sich mal wieder mit Händen und Füßen geholfen. Ich stand auf dem Hostelparkplatz. Die anderen Autofahrer haben natürlich mitbekommen, dass sie den Parkplatz nicht verlassen konnten, weil ich sie alle blockiert habe. Indirekt habe ich sie natürlich dadurch aufgefordert mir zu helfen. Und siehe da, ein Autofahrer der losfahren wollte, hatte dann plötzlich das passende Werkzeug für mich J Dann habe ich meinen ersten Reifenwechsel meines Lebens vollzogen. Was soll ich sagen? Wie neu. Bin stolz auf mich :D Ne im Ernst, das Auto rollt wieder. Und mir ist auch gleich mal bewusst geworden, dass ich mir vielleicht mal ein wenig Werkzeug anschaffen sollte, falls so etwas nochmal passiert. Mal schauen, ob sich der Reifen nochmal reparieren lässt.

6.Geschichte: Dinner bei Jürgen

Die Reifengeschichte hat mir natürlich den ganzen Nachmittag geraubt. Und wir waren ja bei Jürgen eingeladen. Hastig habe ich dann noch geduscht. Und auf ging es zu Jürgen. Sein Haus war etwa 15 Fahrminuten vom Zentrum entfernt. Jürgen renoviert gerade sein Haus. Er hat uns erstmal alles gezeigt. Wow. Er hat echt ne halbe Villa. Die Hälfte des Hauses hat er angebaut. Total geil. Richtig großes Wohnzimmer und die Front zum Garten kann man total öffnen. Sowas kann man echt nur in den Tropen machen. Viele seiner Möbel hat er aus Indonesien mit einem 40 Fuß Container einschippern lassen. Einfach nur Schick.
Mit dabei waren auch noch Anitha, Michael, Katherine (eine gute Freundin von Jürgen und Anitha, die später dazu kam), Rory, Bea und Jürgens und Michaels Kinder. Ich weiß gar nicht wie ich den Abend beschreiben soll. Es war ein unvergesslicher Abend. Ich glaube ich habe hier in Australien noch nie so herzhaft und viel gelacht, wie an diesem Abend. Alles fing ganz ruhig an. Jürgen hat den Grillmeister gemacht, Anitha und Bea haben in der Küche gewerkelt und ich habe mich ein wenig mit Rory und Michael über Gott und die Welt… ähhh… Gott und Australien unterhalten. Dann haben wir geschlemmt wie die Götter, Lammsteaks, köstlicher Salat, gegrillte Süßkartoffeln und und und. Dann kam noch ein sehr leckeres Dessert auf den Tisch. Letzendlich brach dann der lustige und gemütliche Teil des Abends an. Jürgen hat angefangen die Alkoholreserven zum Tisch zu bringen. Ich konnte ja leider nichts trinken, aber ich sage Euch ich habe mich auch ohne Alkohol sehr amüsiert. Stellt Euch einfach mal vor, ihr sitzt mit 6 anderen Personen an einem runden, edlen, rustikalen balinesichen Holztisch. 7 Personen, 5 Nationalitäten (Jürgen und ich aus Deutschland, Michael und Katherine aus Australien, Rory aus Irland, Anitha aus Indien, Bea aus Amerika). Am Anfang gab es noch sehr interessante Gespräche über die einzelnen Länder. Mit mehr Alkohol fielen dann aber auch die Hemmungen. Die Frauen haben sich nicht mit Sekt und Champagner zurückgehalten, Michael hat immer mehr Bier an den Tisch gebracht und Jürgen den Schnaps aus der Vorratskammer ausgeschenkt. Es fing an, dass Witze über die einzelnen Nationen gemacht wurden. Dann auch Witze über einzelne Personen am Tisch. Jürgen hat es an diesem Abend wahrscheinlich auf Michael abgesehen gehabt. Immer wieder hat er neue Schnapsflaschen an den Tisch gebracht. Hochprozentiges Zeug. Das meist aus Deutschland. Kirschwasser und solches Zeug. Michael war so betrunken am späteren Abend. Er hat dann ein Witz nach dem anderen gerissen ohne jegliche Hemmungen. Zum Teil richtig schmutziges Zeug :D Ich liebe die Australier. Ich hab mich nicht mehr einbekommen. Es war mehr als amüsant. Selten so gelacht.
Ich habe dann noch Bea und Rory nach Hause gefahren. Michael hat, wie ihr vielleicht vermutet, bei Jürgen übernachtet. Dieser Abend hat mir mal wieder gezeigt, dass die australische Mentalität so viel lockerer ist als die Deutsche. Alles ist viel gemütlicher. Alle sitzen beisammen, der Vater (Michael) betrinkt sich und die Kinder laufen um den Tisch herum und hören zum Teil sogar unsere „jugendfreien“ Gespräche. Keinen interessiert es. In Deutschland würde mindestens einer Bedenken äußern, dass man die Kinder doch vielleicht ins Bett schicken sollte. Jeder darf hier am Tisch so sein, wie er sein möchte. In Deutschland muss man halt ein paar Manieren zeigen, wenn man sich mit Bekannten trifft. Nicht hier in Australien. Da kann das Niveau der Gespräche am Tisch auch schon mal ins Bodenlose sinken. Die Männer machen sich über ihre Frauen lustig und umgekehrt. Der Unterschied zu Deutschland ist einfach, die Leute hier in Australien können einfach viel mehr über sich selbst lachen. Das find ich richtig gut. Alles in allem war es ein perfekter Abend und einmal mehr muss ich Jürgen und Anitha für einen wundervollen und unvergesslichen Moment in Australien danken. Ich weiß selber nicht, wieso ich von solchen Momenten immer nie Bilder mache.  Aber solche Momente kann man eh nicht auf Bildern festhalten. Abende wie dieser werden für immer als Erinnerung in meinem Kopf gespeichert sein.

Montag, 11. Juni 2012

Die Jungfernfahrt der "neuen" Cahaya Utara


Am Sonntag morgen ging es wieder in die Werft in Cullen Bay. Es war der erste Tag nachdem ich mein 2nd Year Visa bekommen habe. Was für ein wunderschöner Tag. Nichts, aber auch gar nichts konnte mir heute die Stimmung vermiesen. Jürgen hat mir erstmal gratuliert, dass ich jetzt mein Visa bekommen habe. Nachdem die Silberschicht von gestern über Nacht getrocknet ist, haben wir uns an die Planken überhalb der Wasserlinie gemacht. Es hieß das Holz zu schleifen was das Zeug hält, um einen guten Untergrund für einen neuen Anstrich zu bekommen. Danach haben wir uns wieder den Planken unter der Wasserlinie gewidmet. Der finale Anstrich stand auf dem Programm. Die Cahaya Utara sollte ein pralles Rot bekommen, so wie sie es vor unserer Runderneuerung auch hatte. Die Silberfarbe wurde dann also mit einem satten Rot mehrmals gestrichen. Ein Farbdose mit diesem Rot kostet übrigens 1000$ (850€). Jürgen lässt sich das Boot ganz schön was kosten. In dem Rot sind Kupferoxide drin. Kupfer verhindert, dass sich kleine Lebewesen am Rumpf des Schiffes ansetzen. Danach wurde der obere Teil dann noch mit einem neuen weißen Anstrich versehen und fertig ist die „neue“ Cahaya Utara.

Das Boot nach dem ersten Tag in der Werft


Ich beim Sandschleifen


Ein versiegelter Riss im Rumpf


Der finale Anstrich


Mittagspaueschen


Der Hafen von Cullen Bay


Und fertig ist die neue Cahaya Utara



Die zwei letzten Tage in der Werft haben super viel Spaß gemacht. Es ist toll zu sehen, wie das fertige Boot dann aussieht. Jürgens Frau hat uns zum Mittagessen wieder leckeres indisches Essen gebracht. Wir haben viele Geschichten erzählt und viel miteinander gelacht. Die Arbeitsatmosphäre in der Werft war unglaublich entspannt und locker, was dazu beigetragen hat, dass dies bis jetzt eigentlich der schönste Job war, den ich überhaupt bis jetzt in Australien hatte. Anitha hat sogar mein Bettzeug abends mitgenommen und gewaschen. Super lieb! Wir standen vor dem fertigen Boot und haben feststellen müssen, dass wir einen super Job gemacht haben. Auch Jürgen war ziemlich zufrieden mit uns.

Dann kam aber wieder einer der unerwarteten und wunderschönen Momente, die ich hier in Australien so liebe. Jürgen war sehr zufrieden mit unserer Arbeit und eigentlich war geplant morgen noch in der Werft zu arbeiten. Da wir aber anscheinend nicht nur gut, sondern auch schnell gearbeitet hatten, waren wir einen Tag früher als geplant fertig. Jürgen fragte dann, ob Bea, Roarie und ich nicht Lust hätten morgen mit auf eine kleine Segeltour zu kommen, da wir das Boot morgen früh schon wieder ins Wasser lassen könnten und das Boot sowieso zu seinem Liegeplatz zurück muss. Meint er das ernst? Jürgen sah bei allen Dreien von uns strahlende Gesichter. Ohne zu zögern haben wir natürlich zugestimmt. Das ist mal wieder der absolute Wahnsinn. Ich bekomme für 2 Tage Bootsbau 360$ und Essen und dann lädt der Kapitän uns auch noch höchstpersönlich zu einem Segeltrip ein. Gestern das Visa. Heute ein Segeltrip. Das ist mal wieder wie auf Wolke 7 hier. Und es ist auch perfektes Timing. Eigentlich musste ich ja wieder montags Container ausladen. Da die Queen (offizielles Oberhaupt von Australien, auch wenn sie nichts zu sagen hat) aber heute (Montag) Geburtstag hat und die verrückten Australier daraus gleich Mal wieder einen öffentlichen Feiertag gemacht haben, habe ich also nicht im Lagerhaus arbeiten müssen und habe Zeit für den Segeltrip. Jürgen weiß gar nicht, was er uns damit für einen Gefallen getan hat.
Am nächsten Morgen haben Roarie, Jürgen und ich uns dann in Tipperary Waters getroffen, dem Liegeplatz des Bootes. Roarie und ich haben die Autos dann dort gelassen, um später wieder zurückzukommen. Wir sind dann mit Jürgen zur Werft gefahren. Nachdem wir das Boot dann nochmal gesäubert haben, war es bereit, wieder Wasser unter den Kiel zu bekommen. Jeff, der Chef der Werft, hat das Boot dann wieder zu Wasser gelassen. Es war natürlich auch ein Test, ob wir wirklich alle Löcher in den letzten 2 Tagen gestopft hatten. Mit dabei waren noch Anitha, Michael, der die Elektrik an Board erneuert hatte, Jürgens Nachbar John, Jürgens Sohn Vincent und Michaels Kinder. Wir sind dann 4 Stunden lang, um Darwin herumgefahren. Es war traumhaftes Wetter. Keine Wolke am Himmel. 30°C. Glasklares Wasser. Jürgen hat uns sogar ab und an mal ans Steuer gelassen. Es gab kleine Snacks und für jeden sogar einen „Boat’s Coffee“, den sonst eigentlich nur der Skipper bekommt. Warum, wurde mir dann auch ganz schnell klar, als ich den ersten Schluck getrunken hatte. Kaffee mit einem ordentlichen Schuss Whisky Als wir dann gerade vor der Skyline Darwins langgeschippert sind, sind auf einmal 2 Delfine 30 Meter neben dem Boot entlang geschwommen. Man kann das nicht beschreiben. Das sind überwältigende Erinnerungen. Bevor wir dann zum Liegeplatz gefahren sind, sind wir noch durch die Mangrovenwälder Darwins gefahren. Das war ein Supertrip, wofür ich Jürgen gar nicht genug danken kann. Und das Allerwichtigste, es war kein Wasser im Boot. Wir haben tatsächlich alle Löcher stopfen können, was Jürgen sehr gefreut hat.
Aber damit war das Abenteuer Cahaya Utara noch nicht vorbei. Als wir angelegt haben, hat Jürgen der ganzen Sache noch die Krönung aufgesetzt. Zunächst müsst ihr wissen, dass Bea, die Amerikanerin, eigentlich kein wirkliches Dach über dem Kopf hat und jede Nacht in irgendeinem Park oder sonstwo in der Öffentlichkeit schläft. Als erstes verkündete Jürgen, dass Bea für die nächsten Wochen, solang das Boot an seinem Liegeplatz ist, im Boot schlafen und leben kann, wenn sie 12$ pro Tag an den Lockmaster (Aufseher des Hafens und Verantwortlicher für die Wasserschleuse) zahlt. Wow. Das geht nun echt über höfliche Gastfreundschaft hinaus. Ihr hättet mal Beas Gesicht sehen sollen. In der Werft hat sie uns immer erzählt, wie gern sie mal für ein paar Wochen in einem Boot schlafen würde. Jürgen hat ihr nun diesen Traum erfüllt. Als Zweites hat Jürgen uns dann zu einem Dinner bei sich zu Hause eingeladen. Und zum Schluss kam dann das Unglaubliche. Jürgen sagte, wenn wir noch etwas in Darwin bleiben und ihm in naher Zukunft nochmal umsonst für ein paar kleinere Malerarbeiten und sonstige Arbeiten am Boot helfen, dann will er uns ein wenig in die Geheimnisse des Segelns einweihen und Roarie, Bea und mich als seine Crew mit auf einen richtigen Segeltrip nehmen. Habt ihr das gehört? Sagt mir, dass Jürgen das nicht ernst meint. Wenn Jürgen eines kann, dann, wie man andere Menschen glücklich macht und ihnen die Sprache verschlägt. Nein, im Ernst, deshalb liebe ich Australien. Du kennst die Menschen hier seit gerade einmal 2 Tagen, aber die Atmosphäre ist so liebevoll und die Leute hier sind so uneigenützig. Ich war echt schon am überlegen Jürgen die 360$ für die Arbeit am Boot zurückzugeben, denn er hat mir 3 wunderbare Tage beschert.

Auf geht's wieder ins Wasser



Die Wasserschleuse von Cullen Bay zum Meer




Arrrrrrr ... Ich als Steuermann


Die Bootsbauer Crew
Roarie, Bea, ich und Juergen im Hintergrund


Relaxt :)



Durch Darwins Mangrovenwaelder



Eine Krokodilfalle


Roarie und ich in luftigen Hoehen



Angelegt in Tipperary Waters



Morgen, am Dienstag, geht es allerdings wieder zurück in die Realität. Container ausladen. Ich hasse diesen Job. Das genaue Gegenteil von dem Schiffsbaujob. Es wird Zeit wohl nochmal ein paar andere Optionen zu prüfen. Dass man hier viel bessere Jobs finden kann, haben mir die letzten Tage gezeigt.

Sonntag, 10. Juni 2012

Ein zweites Jahr Australien


Es ist unfassbar. Meine Zeit in Australien ist zu Ende. Die Entscheidung über das Visum ist gefallen. Ich bin gerade von der Werft wieder nach Hause gekommen und habe einen Blick in meinen Mail Account geworfen. 1 neue Nachricht. Meine Augen wurden größer. Im Betreff habe ich das Wörtchen „Grant“ gelesen. Hey, Moment mal. Grant. Das bedeutet doch soviel wie erteilt oder genehmigt. Sollte das wirklich eine Nachricht von der Immigrationsbehörde sein, die mir etwas Positives mitteilen wollen. Ich war verwirrt und überrascht. Dennoch legte sich ein sanftes Lächeln in mein Gesicht. Ich öffnete die gesamte Nachricht. Tatsächlich. Es war von der Immigrationsbehörde. Bevor ich weitergelesen habe, nahm ich einen sehr tiefen Atemzug. Mein Herz fing an zu rasen. Immerhin stand da das Wörtchen Grant im Betreff. Aber ich machte mich auf alles gefasst. 13 Tage lang hatte ich auf diese einzige Mail gewartet. Aber das Einzige, was mir in diesem Moment bewusst war, dass die Entscheidung gefallen ist und meine Zeit in Australien nun ein offizielles Enddatum haben wird. Schweiß bricht aus. Und dann war es soweit. Darwin, 9.Juni 2012, 19:43 Uhr, 304 Tage nachdem ich in Australien eingereist bin, ich lese diesen einen Satz, der letztendlich Alles aussagte was ich wissen musste:

This ist to advise you that you have been granted a Working Holiday Visa, subclass 417, on the 9thJune 2012”

WAHNSINN! Alle Dämme brechen. Das ist der bis jetzt emotional überwältigendste Moment für mich hier in Australien. Ich könnte heulen vor Freude. Es hat tatsächlich geklappt. Ich bin absolut sprachlos und einfach nur überglücklich. Du legst die Entscheidung, was mit dir nach einem Jahr Australien passiert in die Hände eines Sachbearbeiters in Canberra, den du nie vorher gesehen hast. Du weißt genau, dass du rechtlich das Visum eigentlich nicht bekommen dürftest. Und dann, nach 13 Tagen des Zitterns und Bangens drückt der Sachbearbeiter den „Genehmigt“-Knopf, du erhälst eine Mail und damit Erlaubnis ein weiteres Jahr in Australien zu leben und zu arbeiten. Was für eine Geschichte. Wer hätte das gedacht. Du kommst nach Australien, fragst dich die ersten Wochen, was du hier eigentlich für einen Unsinn machst, du lebst dich ein, erlebst die wunderbarsten Dinge und willst auf einmal mehr davon. Obwohl die letzten Tage in Darwin sehr schön waren, hatte ich doch immer diese Visumsentscheidung im Hinterkopf, was doch ganz schön an meinen Nerven und meinem Gemüt gezerrt hat. In deiner Phantasie malst du dir die schönsten Dinge aus, was du erleben wirst, wenn das Glück auf deiner Seite ist. Dann rückt aber immer im nächsten Augenblick der Verstand in den Vordergrund, der dir sagt, dass die Chance darauf eher gering ist und du besser mit einer Ablehnung planen solltest. Aber dann, von einer Sekunde auf die andere fällt alles von dir ab und du weißt, dass das Glück dieses Mal auf deiner Seite war. Hatte ich jemals von Plan B gesprochen? Entschuldigt meinen Ausdruck, aber ich scheiß auf Plan B. Jetzt ist wieder alles möglich. Diese Reise wird ein fantastisches Ende finden. Visum OK. Arbeit OK. Und die Kupplung sollte doch nun ein Katzenspiel sein. Alles findet zurück auf den goldenen Weg. Es fühlt sich so gut an, es ist so erleichternd und erlösend endlich zu wissen, das ich bleiben und weiter arbeiten kann. Der Traum ist nicht geplatzt. Nein viel besser. Der australische Traum geht in eine zweite Runde und es liegt nun ganz allein an mir, wie der Traum weitergeht und enden wird. Was für ein Gefühl und was für eine Erleichterung. Phantastisch.

Damit ist allerdings auch eines offiziell. Ich werde nicht, wie ursprünglich geplant, nach einem Jahr zurückkommen. Das bringt einige Unannehmlichkeiten mit sich. Ich brauche eine neue Krankenversicherung, ich kann meinen Open-Return-Flug nicht nutzen, O2-Vetrag, Studienkredit bla bla bla. Ich werde mich darum kümmern. Da ich meine Pechsträhne erfolgreich in die beste Glückssträhne, die ich je hatte, geändert habe, bin ich mir sicher, dass ich auch das noch Alles gebacken bekomme. Ich kann leider auch noch nicht sagen wie es jetzt weitergeht und was der nächste Schritt ist, denn Plan A ist nur ein grober Gedanke. Da ich nun ein weiteres Jahr Geld verdienen kann, habe ich natürlich sehr viel mehr Möglichkeiten und alle Türen stehen offen. Mein offizielles Auslaufdatum des Visas ist nun nicht mehr der 11.08.2012, sondern der 11.08.2013. Wow. Ein Jahr klingt ja noch irgendwie OK, aber 2 Jahre weg von zu Hause. Das ist schon irgendwie ein komisches Gefühl. Die Zeit hier in Australien rennt, als ob ich vor 3 Monaten erst angekommen bin. Aber die Zeit, die ich nun von zu Hause weg bin erscheint mir sooo lang. Es ist, als ob ich bereits 3 Jahre von zu Hause weg bin. Wie fühlt sich das wohl erst nach 2 Jahren an?

Dieser einzigartige Moment musste eigentlich gefeiert werden. Allerdings musste ich am nächsten Tag ja wieder um 8 Uhr in der Werft sein und ich musste das Auto auch noch zum Hafen fahren. Das 2nd Year Visa mit Alkohol zu begiessen war also kein guter Plan. Allerdings fand gerade eine griechisches Festival nicht weit weg vom Hostel statt. Ich bin also mit ein paar Hostelleuten dorthin und habe mir immerhin ein Bier auf diesen wunderbaren Moment getrunken. Ich habe den ganzen Abend das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht bekommen. Ein zweites Jahr Australien. Juhu!

Samstag, 9. Juni 2012

Sebastian, der Bootsbauer


Samstag morgen ging es auf nach Cullen Bay zu einer kleinen Werft. Mein vierter Job bereits in Darwin. Jürgen hat mich dann herzlichst empfangen. Jürgen lebt seit vielen Jahren mit seiner indischen Frau Anitha zusammen in Darwin. Und er arbeitet für Paspaley. Ja genau, die Pearling Firma, wo ich vor 2 Monaten das Jobinterview hatte. Zufälle gibt’s. Jedenfalls bekam ich dann auch recht schnell ein Verständnis dafür, um was es hier geht. Jürgen besitzt ein indonesisches Segelboot, das komplett aus Holz besteht. Das Boot muss seetauglich gemacht werden. Es hat Löcher und Risse im Holz und insgesamt hat das Boot einen ziemlich abgenutzten Eindruck gemacht. Die nächsten Tage ging es also darum, die undichten Stellen abzudichten und dem Boot einen neuen Anstrich zu verleihen. Zusammen mit Roarie aus Irland und Bea aus Kentucky/USA haben wir uns an die Arbeit gemacht. Zwischendurch haben uns immer mal wieder Jürgens Freunde und Nachbarn geholfen. Ich als Bootsbauer. Wer hätte gedacht, dass ich mich mal im Bootsbau versuche :D Heute haben wir jedenfalls zunächst die Löcher und Risse im Holz versiegelt. Kleine Risse im Holzrumpf habe ich mit einer Art Grundierung (Primer) mehrmals überstreichen müssen. Für die tiefen Risse und Löcher mussten wir zunächst eine Art Flachs mit Hammer und Meisel zwischen die Planken hämmern (Corking) und dann mit einer schwarzen Silikonmasse verdichten. Darüber kam dann ebenfalls der Primer. Zum Schluss haben wir dann noch den gesamten Rumpf unterhalb der Wasserlinie mit einer silbernen Farbe mehrmals streichen müssen.

Es war ein sehr angenehmer Arbeitstag. Die Arbeit war heute sehr entspannend, macht Spaß und Jürgen ist super nett zu uns allen. Seine Frau hat sogar Mittagessen für uns gebracht. Selbstgemachten Salzkuchen. Mhh… lecker. Es gab Kaffee und Kekse die ganze Zeit. Ach und ich unterhalte mich übrigens auch mit Jürgen die ganze Zeit auf Englisch, aus Höflichkeit den anderen gegenüber. Ich habe echt gar nicht gewusst, dass die Arbeit an einem Boot soviel Spaß macht.

Jürgen hat das Boot von seinem Freund Derek gekauft, der übrigens auch da war. Derek ist der Inbegriff eines „Globetrotters“. Er ist vor 20 Jahren von Deutschland nach Bali ausgewandert, ist aber sein ganzes Leben durch die Welt gereist. Derek hat uns Geschichten erzählt, die du echt nur als Weltenbummler erlebst. Super interessant. Es war sehr spannend ihn erzählen zu hören. Er ist 70 Jahre alt, sieht aber aus wie 45. Naja jedenfalls hat Derek das Boot damals auf einer kleinen indonesischen Insel bauen lassen. Es wurde auf den Namen „Cahaya Utara“ getauft. Es ist indonesich und bedeutet soviel wie Nordlicht (Cahaya „Tschahaja“ = Licht; Utara „Jutara“ = Norden). Auf der Insel hat man aber schon immer nur traditionelle Segelboote gebaut, also ohne Motoren, nur mit Segeln. Derek hat uns erzählt, dass er in 2 Jahren bei 7 Tagen in der Woche eigenhändig einen Motor mit allem was dazugehört in das Boot eingebaut hat. Unglaublich. Derek ist genial und verrückt zugleich. Man merkt dem Boot aber auch an, dass hier Liebe drin steckt. Das gesamte Boot wiegt 14 Tonnen und die Planken haben eine Dicke von 14cm. Morgen geht’s weiter.


Freitag, 8. Juni 2012

Container, die Zweite


Montag stürzte ich mich in die unermüdliche Jobsuche. Bereits am Sonntag hatte ich einige Lebensläufe übers Internet herausgeschickt. Unter anderem auch an Toll Personell, die nach Fahrern bei Gumtree gesucht haben, die eine Forklift, MR, HR oder MC Lizenz haben. Das sind Lizenzen für Gabelstapler und größere bis richtig schwere Trucks. Warum ich das gemacht habe? Ich weiß es selbst nicht. Ich habe keine der Lizenzen. Ich habe einfach Lebensläufe an so ziemlich jeden herausgeschickt. Warum ich Euch gerade von Toll Personell erzähle? Montag morgen bekam ich einen Anruf von Michael. Er sagte mir, dass ich ihm meinen Lebenslauf geschickt hätte und ob ich noch nach Arbeit suche. Klar. Ich hatte nur keinen blassen Schimmer, wer Michael war und von welcher Firma er war, da ich ja unzählige Lebensläufe herausgeschickt hatte. Jedenfalls lud er mich zum Interview am Dienstag um 9.30 Uhr ein. Sollte ich gleich am ersten Tag meiner intensiven Jobsuche einen neuen Job bekommen? Erst als mir Michael eine Email mit der Adresse geschrieben hatte, dämmerte es mir, dass es Toll Personell war, die nach Fahrern mit den verschiedenen Lizenzen suchen. Aber für welchen Job will Michael mich denn einsetzen? Keine Ahnung.
Dienstag morgen ging es dann in die Vororte von Darwin. Angekommen, hat mich Michael total freundlich empfangen. Dann habe ich erstmal erfahren, dass Toll Personell eigentlich gar keine Jobs verteilt, sondern eine weitere der vielen Recruitment Agencies in Darwin ist, die Leute an verschiedene Arbeitsplätze vermitteln. Das Interview war eigentlich kein Interview. Ich musste 20 Seiten Formulare mit sämtlichen Zeug ausfüllen, unterschreiben… Der übliche Papierkram halt. Dann wurde es witzig. Ich musste einen Industrial Light Test machen, der mir vorkam wie ein IQ Test. Anschließend musste ich Matheaufgaben lösen. Ohne Taschenrechner :D Und zum Schluss musste ich mir noch ein Video über Toll Personell anschauen und anschließend Fragen beantworten. Nachdem ich dann alles bravurös gemeistert habe, kam Michael endlich zur Sache. Er habe in meinem Lebenslauf gelesen, dass ich schon Mal Container ausgeladen habe. Und ein Lagerhaus bräuchte noch Leute zum Container ausladen, wofür er mich vorgesehen hat. Ich wusste nicht, ob mich freuen soll oder heulen sollte. Damals in Melbourne habe ich mich mit dem Worten nach dem letzten ausgeladenen Container verabschiedet: „Ich bin so froh, dass ich NIE WIEDER Container ausladen muss.“ Und here we are. Mein neuer Job ist Container ausladen. Aber immerhin, ich habe nach einem Tag Jobsuche einen neuen Job bekommen. Das hat mir gezeigt, wie vorteilhaft doch ein Auto und Vorerfahrung sein können. Michael hat mir dann die Details gegeben. Schon am nächsten Morgen sollte es losgehen. 6.30 Uhr. Bezahlt werde ich dieses Mal nicht pro Stunde, sondern pro Container. Es gibt 138$ pro Container , der aber von 2 Personen ausgeladen wird, also 69$ für jeden. Naja schauen wir mal, ob sich das lohnt.
5.15 Uhr bin ich dann am Mittwoch morgen aufgestanden. Der Weg führte mich zum East Arm Port, einem Industriekomplex von Darwin, ganz in der Nähe wo ich auch den Weed Sprayer Job hatte. Das Lagerhaus trägt den Namen CUB. Mhhh… wofür das wohl steht? Und dann hatte ich sie wieder Alle vor mir stehen, schön aneinander aufgereiht. Meine geliebten Container. Ein Deja Vu. Eine Frage hat sich mir dann doch gestellt. Was ist dieses Mal in den Containern? Wieder Lebensmittel? Nein. Was ich sehen musste als ich den ersten Container geöffnet habe, hat mir fast die Sprache verschlagen. Der Container gefüllt mit einem meiner Lieblingsprodukte. Bier. Ja, ein ganzer Container voll mit Bier stand vor mir und wartet darauf von mir und meinem australischen Kollegen Ben ausgeladen zu werden. Es dauerte nicht lang bis ich realisiert habe, dass in allen Containern Bier ist. Das ganze Lagerhaus ist voll mit Bier. Der Name CUB steht für „Foster’s and Carlton United Brewers“. Herzlich willkommen in einem Lagerhaus voll mit Bier und Spirituosen. Vorrangig australisches Bier, aber auch internationales Bier und Spirituosen jeglicher Art. Wie soll das funktionieren. Ich lade den ganzen Tag Bier aus und darf nicht mal einen Tropfen trinken. Das ist echt gemein.
Den ersten Tag habe ich mich dann recht gut geschlagen. Allerdings ist der Verdienst lächerlich. Wir haben gerade einmal 2 Container geschafft, was 138$ vor Steuern sind. Ist es das wirklich wert, mich wieder so zu schinden für wenig Geld. Die Antwort ist: Ja, das ist es. Denn es ist immerhin ein bisschen Geld. Da heißt es mal wieder meinen Kampfgeist abzurufen. Donnerstag ging der Spaß dann weiter.

Als ich gerade am ausladen war, bekam ich jedoch einen Anruf. Seinen Namen hatte ich zunächst nicht verstanden und er meinte er hätte meine Nummer von einem Lee. Ich war etwas verwirrt. Jedenfalls hatte er mir einen Job angeboten sein Boot für ein paar Tage zu reparieren für 20$ die Stunde cash auf die Hand. Da im Lagerhaus übers Wochende nicht gearbeitet wird und der Job Samstag anfangen sollte, habe ich doch einfach mal zu gesagt. Als ich dann nochmal nach seinem Namen fragte, stellte sich heraus, dass sein Name Jürgen ist und er ursprünglich auch aus Deutschland ist. Das läuft ja wie geschmiert. Tagtäglich bekomme ich einen neuen Job. Ich entwickle mich ja hier zum Arbeitstier :D Ich hoffe nur die beiden Jobs überlappen sich nicht. Aber da kann ich mir wann anders Gedanken drüber machen. Als ich neulich mit Sophie aus Adelaide bei Facebook geschrieben habe, sagte sie mir, dass Matt vielleicht für mich auch einen Job an Land ziehen könnte, wenn ich eine White Card habe (die ich ja jetzt habe ), da seine Firma in Darwin einige Projekte hat. Das werde ich im Hinterkopf behalten, falls gar nichts mehr geht. Ihr seht, jobmäßig läuft es gerade wie geschmiert und eines steht fest: Beziehungen hier in Australien sind Gold wert, denn nach dem Telefonat mit Jürgen ist mir auch wieder eingefallen, wer Lee ist. Ich hatte Lee und seiner Freundin (beide Engländer) vor 2 Wochen mein Campingzeug geliehen, da sie in den Litchfield Nationalpark gefahren sind. Als sie zurück waren, meinte Lee, dass er ein Job für ein Boot hätte, er aber einen anderen Job zu dieser Zeit hätte und an mich gedacht habe. Das Backpacker-Netzwerk ist fantastisch. Eine Hand wäscht die andere und du kommst manchmal an Jobs über 5 Ecken, denn Lee hat den Job angeboten bekommen, da sein Freund Ken für Jürgen das Haus mit renoviert hat. Nun hat Ken Lee einen Job besorgt, den Lee an mich weitergegeben hat. Verwirrend und unglaublich zugleich, oder? :D

Aber zurück zu den Containern. Am Freitag hieß es nur dem Wochenende entgegen zu arbeiten. Es gibt eines, wofür ich Australier liebe und hasse zu gleich. Ihre Gemütlichkeit und Easy-Going-Mentalität. Mein Kollege Ben hat anscheinend nicht gecheckt, dass wir pro Container und nicht pro Stunde bezahlt werden. Seelenruhig hat er die Container ausgeladen. Die meiste Zeit habe ich 2/3 und er 1/3 der Container ausgeladen, obwohl jeder eine Hälfte ausladen sollte. Dann kam aber ein unglaublich harter Augenblick. Es ist 10:30 und wir öffneten gerade unseren zweiten Container an diesem Tag. Ben, der übrigens 8 Monate arbeitslos war und jetzt das erste Mal wieder arbeiten war, sagte nur, dass er Rückenschmerzen habe und jetzt nach Hause gehe. Ich konnte es nicht fassen. Er ist einfach nach Hause gegangen. Und wisst ihr, was mein Supervisor sagte? „Keep going“ (Mach weiter) WAS??? Ich stand vor einem Container voll mit 15000kg „XXXX“-Bier (Lieblingsbier der Queensländer), das darauf wartete an einem Freitag von mir ALLEIN ausgeladen zu werden. Absolut unfassbar. Aber ich habe es tatsächlich geschafft, diesen Container in sagenhaften 4 Stunden zu leeren, was meinen Supervisor und meine anderen Kollegen ziemlich beindruckt hat, so dass er mich gleich fragte, ob ich nächste Woche wieder komme. Und ein Gutes hatte dieser Container dann doch. Da ich ihn allein ausgeladen habe, habe ich natürlich die ganzen 138$ für den Container nicht mit Ben teilen müssen. Und wenn ihr mal rechnet, 138$ in 4 Stunden, dass ist ein Stundenlohn von 35,50$ (30€). Das ist der höchste Stundenlohn, denn ich je in Australien bekommen habe. Gut gemacht, Basti ;)

Naja, nun schau ich mal, was morgen mit dem Boot für ein Job auf mich wartet.

Montag, 4. Juni 2012

Eine Reise geht zu Ende. Aber wie?

Zugegeben, ein etwas dramatischer Posttitel. Aber keine Angst, noch ist keine Entscheidung über das Visa gefallen. Durch den ganzen Visumsstress ist mir jedoch das erste Mal bewusst geworden, dass auch das Abenteuer Australien in naher Zukunft ein Ende finden wird. Wo ist nur die Zeit geblieben? Die ersten 4 Tage nachdem ich bei der Immigrationsbehörde war, herrschte bei mir absolute Leere. Ich hatte überhaupt keine Lust irgendwas zu unternehmen. Diese 4 Tage habe ich einfach nur abgegammelt. Irgendwie wollte es mir nicht in den Kopf, dass in 2 Monaten Alles vorbei sein könnte. Aller 2 Stunden habe ich in meine Mailbox geschaut, ob nicht die erlösende Nachricht von der Immigrationsbehörde kommt. Jedes Mal war ich absolut aufgeregt. Aber immer wieder nichts. Bis heute. Ich dachte eigentlich, dass die Entscheidung relativ schnell gefällt wird. Innerhalb einiger Tage. Von anderen Backpackern musste ich hören, dass es bis zu einem Monat dauern kann. Gestern habe ich bei Facebook sogar lesen müssen, dass Katie, mit der ich in Bundaberg zusammen gearbeitet hatte, sogar ganze 8 Wochen hatte warten müssen. Unfassbar. Naja, jedenfalls habe ich mich nach den 4 Tagen wieder aufgerappelt. Es lohnt sich nicht auf eine Entscheidung über das Visa zu warten, wie ursprünglich geplant. Es heißt wieder aktiv zu werden und den Tag nicht nur mit sinnlosen Einblicken in meine Mailbox zu verbringen. Pläne schmieden ist angesagt. Und ich habe Pläne geschmiedet. Große Pläne. Ganz große Pläne. Die Reise wird zu Ende gehen, aber mit einer Reiseroute, die dem ganzen Abenteuer noch die Kirsche auf das Sahnehäubchen der Torte setzen wird. Ich habe Plan A und Plan B geschmiedet.

Plan A

Plan A wird umgesetzt, wenn ich das 2nd Year Visa bekomme. Bekomme ich das Visa, dann werde ich noch ein bis zwei Monate hier in Darwin arbeiten, um soviel Geld wie möglich für die Westküste zu sparen. Dann geht es für mehrere Monate die Westküste entlang mit einem längeren Aufenthalt in Broome, wo ich vielleicht nochmal etwas arbeiten werde. In Perth angekommen werde ich nochmal arbeiten für 1 bis 2 Monate. Dann ist es Zeit Australien zu verlassen. Mit dem angesparten Geld setzte ich mich dann in einen Flieger nach Bali, wo ich etwa 3 Wochen einfach mal entspannen werde. Dann werde ich den nächsten Flieger nach Kuala Lumpur nehmen. Und das Abenteuer wird dann mit einer 2-3monatigen Reise durch Malaysia, Thailand, Laos, Kambodscha und vielleicht noch Vietnam enden, bevor ich dann von Bangkok in die so vermisste Heimat zurückfliege. Nach Plan A würde ich etwa zum Sommeranfang nächsten Jahres wieder zu Hause sein.

Plan B

Plan B wird umgesetzt, wenn ich das 2nd Year Visa nicht bekomme. Dann werde ich bis mein Visa abläuft noch in Darwin Arbeit suchen, um soviel Geld wie möglich zu sparen, da es die letzten 2 Monate sein würden, in denen ich auf meiner Reise noch legal Geld verdienen kann. Spätestens am 11.August muss ich Australien dann verlassen. Ich würde dann einen Flieger nach Bali nehmen, dass gerade mal 2 Flugstunden von Darwin entfernt ist. Ebenfalls für 3 Wochen. Dann würde ich nach Darwin zurück fliegen. Ja genau, wieder Australien. Wie das geht? Ganz einfach, ich würde dann mit einem ganz normalen Touristenvisa nochmal einreisen. Dadurch könnte ich mich nochmal 3 Monate in Australien aufhalten. Einziger Unterschied ist dann nur, dass ich keine Arbeitserlaubnis mehr habe. Dann würde ich ebenfalls die Westküste entlang fahren, aber ohne längeren Stop in Broome. Und in Perth würde ich mich dann auch nur ein paar Wochen aufhalten. Nach spätestens 3 Monaten würde ich dann einen Flug von Perth nach Singapur oder Kuala Lumpur nehmen. Der Rest ist identisch mit Plan A. Nach Plan B wäre ich dann etwa gegen Februar oder März nächsten Jahres zurück in der so vermissten Heimat. Gerade bei Plan B spielt allerdings der entscheidende Faktor Geld eine sehr große Rolle. Denn wenn ich nach August nicht mehr Arbeiten darf, wird das doch alles ganz schön eng.

Ich kann übrigens gar nicht glauben, wie spottbillig die Flüge hier sind. Hier mal ein paar Beispiele. Darwin – Bali (hin und zurück) 300$ (250€), Perth – Singapur / Kuala Lumpur bekommt man schon für unglaubliche 200$ (170€), Bangkok – Frankfurt habe ich schon für knapp über 400€ gesehen. Die Flüge sollten also das wenigste Problem sein.

So nun aber genug über die großen Pläne geträumt. Wie ihr gemerkt habt, beginnen beide Pläne mit der Jobsuche in Darwin. Und genau das ist es, was ich nun ab heute (Montag) intensiver denn je betreibe. Ich bin absolut motiviert einen neuen Job zu suchen. Denn im Moment heißt es – unabhängig von der Entscheidung über das Visa – Geld anzuhäufen. Denn wenn ihr mir eines glauben könnt, dann, dass ich auf jeden Fall einen dieser Pläne umsetzen möchte, um einer langen, aufregenden Reise ein würdiges Ende zu verleihen. Das Auto macht natürlich die Jobsuche um einiges einfacher. In Darwin wird gerade ein neues riesiges Gefängnis gebaut. Vielleicht gibt’s ja noch die ein oder andere Stelle. Gitterstäbe polieren oder sowas :D Ich werde jetzt auch, solang ich noch in Darwin bin, im Auto schlafen, umso viel Geld wie möglich zu sparen. Im Moment brauche ich gerade einmal 10$ (8€) am Tag für Essen und Trinken. 

Mit dem 2nd Year Visa in der Tasche würde natürlich alles einfacher werden. Ich weiß ja nicht, ob ihr die Kommentare vom letzten Post gelesen habt. Ich musste ja erstmal etwas lachen als ich das gelesen habe. Anscheinend gönnt mir nicht jeder das 2nd Year Visa und mein Verhalten hier in Australien ist, mit Erlaub, auch unter aller Kanone :D Leute gibt’s. Aber ich weiß natürlich, dass ihr mir Alle die Daumen drückt und nach wie vor bin ich da eigentlich ganz optimistisch, dass es klappen wird. Ich werde mich wieder melden. Hoffentlich mit einem neuen Job in der Tasche.