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Meine Reise 2011 - 2014

Meine Reise 2011 - 2014

Montag, 30. Juli 2012

Eine bürokratische Odyssey

Ich weiß nicht, was diese Wundertüte „Darwin“ noch auf Lager für mich hat. Ich hatte einige unglückliche Situationen hier. Jedesmal habe ich es irgendwie geschafft ein Happy End herbei zu zaubern. Sei es das Visum gewesen, die Kupplung, die Kamera oder was auch immer. Doch dieses Mal stehe ich vor meiner größten Herausforderung, die ich bis jetzt in Australien zu meistern hatte. Das ist kein Scherz und auch keine Übertreibung. Eine echte Zerreißprobe. Dieses Mal bin ich echt an den Rand des Wahnsinns getrieben wurden und einige Male dem Verzweifeln nahe gewesen. Es geht um einen Kampf gegen die australischen Behörden und den dunklen Machenschaften in den Working Hostels in Bundaberg. Ein Kampf David gegen Goliath. Ein an sich aussichtsloser Kampf, der natürlich als noch aussichtloser erscheint, wenn man sich als Nicht-Muttersprachler durch den Bürokratiedschungel Australiens kämpfen möchte. Aber wer mich kennt, der weiß, wenn ich David bin, dann laufe ich erstmal richtig heiß und will dem großen Goliath richtig Feuer unter dem Hintern machen. Und das habe ich auch dieses Mal gemacht. Alle Hebel wurden umgelegt, keine Gelegenheit ausgelassen, den großen Goliath zu ärgern, sogar Dedektiv habe ich spielen müssen. Ziel der ganzen Sache ist an etwa 3000$ heranzukommen. Ja wir reden hier über stolze 3000$, die ich durch meine Steuererklärung zurückbekommen würde. 

Aber fangen wir von ganz vorn an. Das australische Finanzjahr geht von Juli bis zum Mai des nächsten Jahres. Danach kann man eine Steuererklärung machen. Für Backpacker gibt es dabei eigentlich nur 2 Optionen: Entweder ist man „non-resident for taxation purposes“ und man muss wahrscheinlich nachzahlen oder man ist „resident for taxation purposes“ und bekommt Geld zurück. Zunächst dachte ich, dass ich kein resident bin und mich irgendwie zum resident machen muss. Das ist jedoch gar nicht nötig gewesen, da ich ein Tool von der Steuerbehörde benutzt habe, wo man Fragen beantwortet,  welches dann letztendlich sagte, dass ich resident bin. Um es kurz zu machen, ich denke es liegt vor allem daran, dass ich solang an einem Ort war (Darwin) und sich der Großteil meines Vermögens und meiner Anlagengüter in Australien und nicht in Deutschland befinden. Für residents gibt es einen Steuerfreibetrag von 6000$, der nochmal um 1500$ aufgestockt wird, wenn man weniger als 30000$ im Jahr verdient hat, was bei mir ja der Fall war. Deshalb gehe ich davon aus ca. 3000$ wieder zu bekommen.
Vor ca. 2 Wochen habe ich dann von Murray meine letzte Payment Summary (Gehaltsabrechnung für das Finanzjahr) bekommen. Ich hatte nun alle wichtigen Payment Summaries von meinen 3 großen Jobs (Warehouse in Melbourne, Weedspraying in Darwin, Warehouse in Darwin) in Australien zusammen. Die Fruitpicking Jobs aus Bundaberg und Maroochydore wollte ich irgendwie unter den Tisch kehren, da ich hier keine vernünftigen Gehaltsabrechnungen bekommen habe und zum Teil nicht mal weiß, was ich eigentlich genau verdient habe (da sie uns ja auch teilweise cash bezahlt haben ), an Steuern bezahlt habe und wer eigentlich genau mein Arbeitgeber war. Einige Farmen schuldeten mir ja eigentlich auch immer noch Geld. Der Steuerbetrag dieser Jobs ist jedoch im Vergleich zu den 3 großen oben genannten Jobs so gering , dass ich hier überhaupt keinen Wert darauf lege, diese wieder zu bekommen. Ich wollte einfach nur die Steuern aus Melbourne und Darwin wiederbekommen und diese zwielichtigen Jobs an der Ostküste gar nicht weiter hinterfragen. Aber ausgerechnet diese Zeit in Maroochydore und Bundaberg ist nun der Auslöser für diese grausame Geschichte und der Anfang meines Genickbruchs. Eigentlich bin ich auch selber Schuld. Ich hätte damals gleich anständige Gehaltszettel fordern sollen. Aber damals war ich noch neu in Australien, ich habe nur das Geld gesehen und ich wusste nicht wofür der Papierkram mir nochmal nützlich sein soll. 

Nachdem ich mich dann jedenfalls von Murray verabschiedet habe, bin ich sofort in die Bibliothek habe mir das Steuerprogramm „e-tax 2012“ der Steuerbehörde heruntergeladen und mich an die Steuererklärung gemacht. Nach allgemeinen Angaben wurde es dann ernst. Ich musste mein gesamtes Bruttoeinkommen der vergangenen 11 Monate eingeben. Ganz schnell musste ich feststellen, dass die australische Steuerbehörde eine sehr schlaue Behörde ist. E-tax läuft mit einer Internetverbindung und die Eingaben werden bei der Identifikationsprüfung mit ihrer Datenbank abgeglichen. Ein absoluter Schock für mich. Auf einmal wurde mir klar, ich brauche meine Bruttoeinkommen und andere Informationen von ALLEN Jobs, inklusive Maroochydore und Bundaberg. NEIIIIN!!!! Bevor die Daten nicht mit der Datenbank der Steuerbehörde gleich sind, kann man im Programm nicht weitergehen. Selbst wenn ich eine papierbsierte Steuererklärung abgeben würde, werden wahrscheinlich irgendwie Abgleiche gemacht. Und dann kommen die Rückfragen. Für mich war klar, ich benötigte Payment Summaries von den Fruitpicking Jobs, irgendwie, obwohl ich die Steuern von diesen Jobs nicht mal zurückhaben will. Da hatte ich also den Salat. Eine Steuererklärung, die ich in 30 Minuten hätte machen können, wird zum Albtraum. Es wäre ja auch zu einfach gewesen.

Brainstorming stand an. Was tun? Ich erinnerte mich, dass das Working Hostel in Bundaberg nicht gerade kooperativ bezüglich meines 2nd Year Visa Formulars war. Diese Option schien mir erstmal eher ungeeignet. Dann hatte mir ja damals der Fair Work Ombudsman geholfen als ich kein Geld von der Erdbeerfarm bekommen habe. Das wäre eine Option, da es auch ein Büro hier in Darwin gibt. Ich habe mich dann aber erstmal dazu entschieden meinen Weg zur Steuerbehörde zu machen und dort nachzufragen, denn es geht hier ja letztendlich darum eine Steuererklärung gesetzeskonform zu machen. Dort angekommen, habe ich denen meine Situation erklärt. Schnell bemerkte ich aber, desto mehr ich erzählte, umso griesgrämiger wurde der Gesichtsausdruck der Steuerbeamten. „Nicht noch ein Backpacker mit dieser Fruitpicking-Scheisse.“ Musste sie sich gedacht haben. Das ganze Gespräch möchte ich hier nicht wiedergeben. Dann kam auf einmal eine andere Dame an den Schalter und meinte, ich solle doch erstmal meine eigenen Nachforschungen machen. Die Steuerbehörde wäre dazu da, um die Steuerzahler zu schützen bla bla bla… Wie wäre es denn wenn ich dir für diese Aussage mal gleich den Lohn für einen Monat streiche und dich in dieses Drecksloch von Hostel stecke, damit du mal siehst, wie beschissen das Leben eines australischen Steuerzahlers sein kann? Diese Frau hat mich fast auf 180 gebracht. Sie meinten ich sollte zunächst das Hostel kontaktieren und im Internet nach all den Farms recherchieren. Sie bräuchten zumindest die ABN Nummer (Firmenregisternummer) und den Namen meiner Arbeitgeber (Farms), um aktiv zu werden. Naja der Besuch der Steuerbehörde war jedenfalls ein Schuss in den Ofen.
Dann bin ich zum Büro des Fair Work Ombudsman für das Northern Territory gegangen. Mein Anliegen erklärt. Hilfe? Fehlanzeige. Ich müsste zum Fair Work Ombudsman für das Commonwealth gehen. Ganz schlechter Scherz, dachte ich. Aber es war kein Scherz. Sie sagten mir dort, das der „andere“ Fair Work Ombudsman sein Büro im selben Gebäude hatte, aber umgezogen ist.
Also ging es auf zum dritten Bürogebäude. Ich fühlte mich mittlerweile ein wenig verarscht von den australischen Behörden. Warum will mir denn eigentlich hier keiner helfen? Im neuen Bürogebäude angekommen habe ich auch gleich das Büro des Fair Work Ombudsman für das Commonwealth gefunden. Was ich vorfand war einfach nur lächerlich, dass ich fast schon lachen musste. Das Büro war ziemlich leer und es war ein Schild da: „Schalter derzeit unbesetzt.“ Aus dem was ich sah, konnte ich schließen, das die immer noch mitten im Umzug sind. Am Schalter hatten sie aber ein Telefon hinterlassen, von dem aus man die Fair Work Infoline anrufen konnte. Fantastisch. Es ist so schon schwer genug, mein Fall den Beamten von angesicht zu angesicht auf Englisch zu erklären und jetzt soll ich darüber auch noch mit jemandem am Telefon sprechen. Was solls. Ich habe angerufen. Nach einer tollen Warteschlange habe habe ich dann irgendwann mal jemanden am Telefon gehabt. Dann habe ich mein Anliegen bereits zum dritten Mal an diesem Tag erklärt. Und wenn mich einer richtig auf die Palme gebracht hat, dann war es dieser Kasperkopp. Auch bei ihm habe ich schnell gemerkt, dass er ziemlich schnell genervt war von meinem Problem. Wenn hier ein Mitarbeiter bei den Behörden merkt, dass du kein Muttersprachler bist und mit irgendeinen dieser Spezialfälle kommst, versuchen sie dich eher so schnell wie möglich loszuwerden, anstatt dir zu helfen. Wenn sie dann noch hören, dass du nicht mal den Namen deines Arbeitgebers und dessen ABN Nummer kennst, leuchten bei denen alle Lichter auf rot. Er meinte, dass für nicht erhaltene Payment Summaries die Steuerbehörde verantwortlich ist und da es ja im Endeffekt um meine Steuererklärung geht, sei er der falsche Ansprechpartner. Er sei nur für Payslips (wöchentliche Gehaltszettel), die der Arbeitgeber nicht geliefert hat, verantwortlich.  Was für ein Bullshit. Die Steuerbehörde soll also dafür verantwortlich sein, dass man die Payment Summaries erhält. Davon habe ich bei meinem Besuch in der Steuerbehörde aber wenig von gemerkt. Ich habe mich aber erinnert, dass auf „vernünftigen“ Payslips auch die kumulierten Summen von Bruttogehalt und Steuern für das laufende Finanzjahr stehen. Das bedeutet, der letzte Payslips würde mir jeweils ausreichen, ich bräuchte nicht unbedingt die Payment Summary. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, ihn dann ein wenig am Telefon zu ärgern. Ich habe gefragt, ob ich denn Beschwerden gegen diese Farmen machen könnte, da ich keine Payslips erhalten habe und ER ist ja VERANTWORTLICH für die Payslips. Haha. Kam nicht so gut bei ihm an ;) Aber immerhin konnte ich ihn ein wenig in die Schranken weisen ;) Er meinte, auch er bräuchte zumindest ABN Nummer und Namen. Auch beim Fair Work Ombudsman bin ich dieses Mal keinen Schritt weitergekommen.
Es half alles nichts, ich musste Kontakt zum Hostel in Bundaberg aufnehmen, um an irgendwelche Infos zu kommen. Dort habe ich dann angerufen. Unfreundlich, wie eh und je, hat man mir dann gesagt, dass es mein Fehler sei und alle Payment Summaries an die Adresse geschickt wurden, die ich im Steuerformular angegeben habe, welches du für jeden deiner Arbeitgeber hier in Australien ausfüllen musst. Ich konnte mich nicht an die Adresse erinnern, die ich angegeben hatte. Immerhin haben sie gesagt, ich solle ihnen eine Email schreiben, wann ich auf welchen Farmen gearbeitet habe und dann schauen sie, was sie machen können. Das tat ich dann und ziemlich schnell bekam ich dann auch eine Antwort mit der ich schon rechnen konnte. „Wir können dir nicht helfen. Alle deine Payment Summaries wurden an das General Post Office (GPO) in Brisbane geschickt, weil ich diese Adresse auf den Steuerformularen angegeben hatte. “ WIE BITTE??? BRISBANE??? Das ist doch zum verrückt werden. Nach 3 Behördengängen sagt man mir jetzt auch noch, dass die Dokumente, die ich brauche, im 3000km entfernten Brisbane liegen. Ich erinnerte mich das GPO Brisbane als meine Wohnadresse auf den Formularen angegeben hatte, weil ich gehört habe, dass die die Post für dich bis zu 3 Monate aufbewahren.
Ich musste nun also herausfinden, ob die Dokumente noch im GPO Brisbane waren. Mein Weg führte mich also zum Postamt in Darwin. Meine Frage am Schalter gestellt. Antwort war: „Da musst du die Kundenhotline anrufen“. AHHHH!!! Das ist doch alles unfassbar. Warum muss es denn immer so kompliziert sein. Ok, ich rief die Kundenhotline an. 10 Minuten war ich in der Warteschleife. Dann endlich, jemand war dran. Und dann war es auch noch jemand mit indischem Akzent. Mir war echt zum Heulen zumute. Das kann doch alles nicht war sein. Dann fragte ich ihn die gleiche Frage. Ok, er hat es verstanden. Weitere 2 Minuten für das Buchstabieren meines Namens. H-A-E-C-K-L. Das kann doch nun echt nicht so schwer sein. Dann hat er mich wieder in die Warteschleife gepackt. Weitere 3 Minuten später kam dann die bis jetzt einzige positive Nachricht an diesem Tage. „Ja, im GPO Brisbane ist ein Brief für dich, abgesendet von City Centre Backpackers, Bundaberg.“ BINGO, da war sie, die Nadel im Heuhaufen.  Aber wie komme ich jetzt an diesen Brief ran? Er meinte, ich müsse eine mail redirection (Adressumleitung) machen. Für den Anruf bei der Kundenhotline habe ich übrigens fast 20$ investiert. Also ging es wieder zurück zum Postamt in Darwin. Dort musste ich dann ein Formular ausfüllen. Dieser Redirection-Service ist eigentlich dafür gedacht, wenn man in Australien umzieht, dass die Post von der alten Wohnadresse zur neuen weitergeleitet wird. Die Postbeamte hat dann ziemlich dumm aus der Wäsche geschaut, als sie gesehen hat, dass ich meine Wohnadresse vom Postamt in Brisbane zu ihrem Postamt in Darwin geändert habe. „Schau nicht so doof, mach einfach“ dachte ich mir nur :)Dieser ganze Postweiterleitungsmist hat mich dann nochmal 20$ gekostet. Unverschämt, für einen einzigen Brief. Dann war Feierabend. Was für ein verrückter Tag. Am Ende hatte ich schon beinahe vergessen, dass es hier eigentlich um meine Steuererklärung geht. Nun hieß es warten bis der Brief ankommt. Eines habe ich dann aber doch noch gemacht. Ich habe im Internet nochmal recherchiert, ob ich nicht doch noch etwas über die Farmen herausfinden konnte. Und tatsächlich konnte ich ein paar ABN Nummer ausfindig machen. Aber im Großen und Ganzen musste ich feststellen, dass es unmöglich war alle Kontaktdetails herauszufinden.
Letzten Montag, eine Woche später, kam der Brief dann endlich an. Die Spannung stieg. Es war tatsächlich eine Payment Summary drin. Das Problem war, dass es nur EINE war und auch noch von einer Firma die ich nicht mal kannte. Mir wurden ALLE versprochen. Jetzt reichte es mir. Ich war wirklich kurz vorm ausrasten. Ich habe beschlossen nochmal zur Steuerbehörde zu gehen und dieses Mal nicht locker zu lassen. Das Hostel und der Fair Work Ombudsman waren nicht kooperativ und ich habe keine Kontakte zu den Farmen. Meine einzige Hoffnung, der Brief, ließ mich im Stich. Die Entscheidung musste also in der Steuerbehörde fallen. Bevor ich dorthin gegangen bin habe ich aber noch einen kleinen Abstecher ins Internet gemacht, um den Hostelmanagern eine Wut-Mail zu schreiben. Ich fand es absolut unterste Schublade, wie die mich behandelt haben. Das habe ich Ihnen auch deutlich gemacht. Ich musste mich echt zusammen nehmen, nicht persönlich zu werden und keine Beleidigungen zu verwenden. Dann ging es zur Steuerbehörde. Ich war freundlich. Sehr freundlich. Ich habe ihnen erklärt, dass ich meine Nachforschungen erledigt hatte und es UNMÖGLICH sei alle Arbeitgeber ausfindig zu machen. Komischerweise war man dieses Mal ziemlich freundlich. Ich habe einen Termin für den nächsten Tag bekommen.
Am nächsten Tag hat man mir dann eine sehr freundliche Dame zur Seite gestanden. Sie hat sich wirklich Zeit für mich genommen und mir auch zugehört. Was ich dann zu hören bekam, hat mir die Sprache verschlagen. Ich solle doch einfach meine Kontoauszüge nehmen und die Beträge von den vorhandenen Payslips nehmen und ins Formular eintragen. Das ist absolut verrückt, weil das ja die Nettobeträge sind und nicht die verlangten Bruttobeträge. Ist die gute Frau recht bei Sinnen? „Was soll ich als Arbeitgeber eintragen?“ fragte ich. „Summiere einfach die Beträge aller Farmen und trage bei der ABN Nummer ‚Verschiedene Farmen‘ ein“. Die gute Frau ist von allen guten Geistern verlassen. Das entbehrt jeglichen Sinn und Verstand einer Steuererklärung. Die Steuerbehörde (im Sinnbild dieser Frau) ist gerade dabei sich selbst zu bescheissen. Sie hat mir dann noch die Steuern ausgerechnet, welche die Farmen auf unsere „fiktiven“ Summen bezahlt haben müsste, damit ich diese ins Formular eintragen konnte. Eine Frage hatte ich noch: „Was ist denn mit den Farmen, die mir eigentlich noch Geld schulden? Muss ich diese Steuern angeben?“ fragte ich. Sie lachte und sagte völlig gelöst: „Wenn sie dich nicht bezahlen, dann bezahlen sie uns erst recht nicht. Wir [Steuerbehörde] sind sowieso immer die letzten, die Geld vom Kuchen abbekommen.“ Irgendwie hat mich diese Frau sprachlos gemacht. Sie war so undeutsch. Also diese australische Mentalität find ich klasse. Ganz nach dem Schema: Du kannst deine Steuererklärung nicht machen, weil du die Payment Summaries nicht hast? Ach weißt du was, lass uns einfach falsche Angaben machen, dann haben wir den Aufwand nicht, diese besorgen zu müssen. Das ich damit eigentlich Steuerbetrug begehe, war ihr anscheinend egal. Eine Sache war aber noch offen. Was mache ich mit dem Datenabgleich in etax? Mit den Nettosummen im Formular  werde ich die Steuererklärung online nicht herausschicken können. Sie sagte ich solle dann lediglich die Bruttosumme einer meiner vernünftigen Payment Summaries für die Identifikationsprüfung eingeben. Wenn es dann Probleme gibt soll ich nochmal vorbei kommen. 

Gesagt, getan. Ich habe mich dann wieder etax zugewendet. Im Prinzip ist die Steuererklärung ähnlich aufgebaut, wie die in Deutschland. Und dann war es vollbracht. Ich habe die Steuererklärung tatsächlich dann ohne Probleme online an die Steuerbehörde übermitteln können. Nach 2 Wochen endlich Aufatmen. Das hat mich einige Energie gekostet.
Es war eine wahre Irrfahrt durch die Behörden die letzten 2 Wochen, aber jetzt bin ich wirklich froh, dass ich dass Thema Steuererklärung und vor allem auch diese Zeit im Working-Hostel endlich hinter mir lassen kann. Es war interessant mal zu sehen, wieviel ich eigentlich in Australien die letzten 11 Monate verdient habe. Mit den Cashjobs, die in der Steuererklärung natürlich nicht auftauchen ;) , habe ich an die 19000$ verdient. Wow. Das ist eine stolze Summe. Aber das Allerwichtigste. Ich werde eine Rückzahlung bekommen. Und wahrscheinlich  sind das ganze 3345$. Geld das ich echt gut für die Westküste gebrauchen kann. Da hat sich der ganze Stress wenigstens mal wieder gelohnt.

Der Kampf mit e-tax. Kalkulationen, Zettelwirtschaft und Co. 
Das war kein einfaches Unterfangen. Der Kopf rauchte zeimlich stark ...




 Geschafft!!! Puhhh... das war nicht einfach. Aber für so ein stolzes Sümmchen war es den Aufwand mal wieder wert :)



Aber das war es noch nicht. Während dieser 2 Wochen hatte ich noch etwas anderes zu erledigen. Und zwar ging es um die Umschreibung meines Autos. Dor Voreigentümer hatte mir ja gesagt, dass ich nur dieses eine Formular zur Verkehrsbehörde in Western Australia senden muss. Manchmal kann man Backpacker echt nicht trauen. Es ist unglaublich. Ich habe mich dann zufällig jemanden bei unserem traditionellen Fußballspielen getroffen, der auch vor kurzem ein Auto gekauft hat, dass in Western Australia zugelassen ist. Er meinte, dass man noch eine Identitätsprüfung machen müsse und eine Gebühr bezahlen muss, bevor das Auto umgeschrieben ist. Das hat mich natürlich etwas nervös gemacht, denn von einer Identitätsprüfung und einer Gebühr habe ich bis jetzt noch nichts gehört. Um sicher zu gehen, dass das Auto auf mich umgeschrieben ist, habe ich bei der Verkehrsbehörde in Perth angerufen. Natürlich war es noch nicht umgeschrieben. Wäre mal wieder zu einfach gewesen :D Sie sagten mir dann, dass sie tatsächlich noch eine Identitätsprüfung von mir benötigen und ich dann die Gebühr bezahlen müsste.
Dann hieß es also wieder auf zum Hosteldrucker und eine Kopie meines Reisepasses und meines deutschen Führerscheins machen. Am Telefon wurde mir aber erklärt, dass man die Kopie noch zertifizieren/beglaubigen lassen muss. Also ging es auf zur Polizei. Stempel drauf und abgesegnet. Das war zum Glück kostenlos. Die beglaubigte Kopie habe ich dann per Post nach Perth geschickt. Einige Tage später habe ich dann online gesehen, dass meine Identität geprüft wurde und dass jetzt nur noch die Gebühr von 66$ bezahlt werden müsse. Das konnte ich zum Glück online machen. Nun ist das Auto endlich auch offiziell auf mich umgemeldet :)


Das war wesentlich einfacher als die Steuererklärung. Es war trotzdem nervig, weil ich mal wieder einen ganzen Nachmittag durch die ganze City rennen musste. Wenn ich Darwin verlasse, hoffe ich doch, dass der ganze bürokratische Kram mich endlich in Ruhe lässt :D

Mittwoch, 18. Juli 2012

Litchfield National Park

Dieser Post ist ein ganz besonderer Post. Habe ich Euch in den letzten Monaten viel über das australische Leben, die Arbeit, das Auto und den Alltag erzählt, geht es nun endlich mal wieder um die australische Natur. Und eines kann ich schon Mal vorweg nehmen. Es war traumhaft schön und einfach nur entspannend.
Brent und ich laden die Container so schnell aus auf Arbeit, dass wir keine Container mehr haben würden bevor wir neue Container bekommen. Dave, der Chef vom Lagerhaus, hat uns also eine Zwangspause  auferlegt ;) Er gab uns letzten Freitag und Montag frei. Ich hatte also ein langes Wochenende. Und das hieß es zu nutzen. Nach 4 Monaten in Darwin wollte ich endlich in einen der Nationalparks, die gar nicht soweit von Darwin entfernt sind. Ich habe mich für den Litchfield Nationalpark entschieden. Ideal für ein paar Tage. Natürlich wollte ich nicht allein fahren. Deshalb habe ich mir letzte Woche noch ein paar Leute gesucht, denn aus dem Hostel war schon so ziemlich jeder dort. Und ich bin fündig geworden. Dass ich letztendlich gleich 4 Leute gefunden habe, ist umso besser. Zu Fünft ging es also auf in den Litchfield Nationalpark. Es sollte auch eine Art Generalprobe für das Auto werden, ob es auch tauglich außerhalb der Stadt ist. Aber zunächst stelle ich Euch mal kurz die 4 anderen Personen vor.


Hinten links: Tristan kommt aus Melbourne in Australien, ist 24 Jahre alt und ist zurzeit Jurastudent. Er hat Semesterferien und verbringt ein paar Tage in Darwin. Verständlich, denn es ist ja Winter in Australien und in Melbourne ist es verdammt kalt im Moment. 
Hinten Mitte: Fabienna kommt aus Sao Paolo in Brasilien und ist 29 Jahre alt. Sie studiert Business in Perth, arbeitet aber zur Zeit hier für die Regierung vom Northern Territory im Personalbereich in Darwin.
Hinten rechts: Sophie kommt aus Yorkshire in England, ist 22 Jahre alt und hat Soziologie studiert. Sie möchte gerne als Grundschullehrerin arbeiten, gönnt sich aber gerade in Australien und Asien eine Auszeit.
Vorn rechts: Aline kommt aus Freiburg in Deutschland und ist 24 Jahre alt. Sie ist gelernte Ergotherapeutin und ist ebenfalls mit einem Working Holiday Visa hier.
Vorn links: Sebastian kommt aus Deutschland und ist 24 Jahre alt. Er ist gelernter Backpacker und hat keine Ahnung was er hier in Australien eigentlich macht ;)

Es war also wieder einmal ein bunter Mix aus der ganzen Welt. Schwer beladen und nach einem letzten Stop beim Supermarkt ging es dann fast 2 Stunden den Stuart Highway entlang zum Litchfield Nationalpark. Ich war so froh, dass ich mir ein paar Tage zuvor den Dachgepäckträgerkorb noch gekauft habe. Sonst wäre es mit 5 Leuten absolut unmöglich gewesen auf Tour zu gehen. Da wir Fabienna gegen 16 Uhr von der Arbeit abgeholt haben und erst gegen 19 Uhr am Zeltplatz waren, haben wir am Freitag lediglich die Zelte aufgebaut und bei einem gemütlichen BBQ und ein paar kühlen Bierchen den Tag ausklingen lassen. Wir sind auf den Litchfield Tourist Park gefahren, der sich kurz vor dem eigentlichen Park befindet und alles hat was man benötigt. Duschen, Toiletten, Küchen, Swimmingpool etc. Und 9$ für die Nacht sind auf jeden Fall günstiger als 30$ im Hostel. 


Es war auch das erste Mal das ich mein Zelt testen konnte (rechts auf dem Foto). Ich war echt überrascht. Da passen locker 3 Leute + Gepäck hinein. Ich war ja sogar schonmal an diesem Zeltplatz. Erinnert ihr Euch noch an meinen Job als Weed Sprayer und die Dienstreise nach Batchelor? Damals habe ich ja für einen Tag auf der Zubringerstrasse zum Park gearbeitet. Wir hatten aber leider nicht die Zeit, um in den Park hinein zu fahren.

Am Samstag ging es dann nach einem kleinen Frühstück gemütlich gegen 10:30 Uhr in den Park. Unser erster Stop waren die Magnetic Termite Mounds (magnetische Termitenhügel). Hier kann man eine erstaunliche Formation von Termitenhügeln bewundern, die von Norden nach Süden ausgerichtet sind. Dies hat aber rein gar nichts mit Magnetismus zu tun, wie es der Name vermuten lässt. Die Termitenhügel sind von Nord nach Süd ausgerichtet, weil es so die geringste Sonneneinstrahlung auf die Hügel gibt und das Innere sich nicht so sehr aufheizt. Schlaue Tiere, diese Termiten :) Die Hügel sind übrigens so hart wie Beton. Mir wurde erzählt, dass die Aboriginals die Hügel sogar für Fussböden und Wege nutzen.





Dann ging es zu den Buley Rockholes. Hier fliesst der Florence Creek entlang einiger Felsformationen. Zu bestaunen gab es einige Bademöglichkeiten, die wie Whirlpools mitten in Felsen aussahen. Absolut fantastisch. Es fühlte sich so gut an endlich mal wieder ausserhalb der großen Stadt etwas so Schönes geniessen zu können.



Die Mädels hatten Spaß beim Plantschen :)

Ich Stürze mich mal wieder Hals über Kopf in das Wasserloch :)

Dann ging es nur 2 Kilometer weiter zu den Florence Falls, wo der Florence Creek sich einige Meter in die Tiefe stürzt. Juhu, mal wieder ein Wasserfall in Australien. Hier hat mich nur ein wenig genervt, dass es absolut überlaufen war. Überall waren Menschen, so dass man sich wie am Bondi Beach in Sydney fühlt. Aber es war trotzdem schön und wir hatten bereits den zweiten Badestop an diesen Tag.

 Ist das nicht paradiesisch?

Dann kam die erste Kraftprobe für das Auto. Eine 10 Kilometer lange Strasse zur "Lost City" stand an, die nur mit 4WD befahren werden sollte. Zum ersten Mal konnte ich sehen, ob das Auto hält, was es verspricht. Ok, die Strasse war nicht asphaltiert, aber ich meine, man hätte die Strasse auch mit normalen Antrieb bewältigen können. Da waren 2-3 Stellen, wo es durch sehr weichen Sand ging, das war es aber auch. Das Auto hat es geschafft. Null Problemo. 



Jaja, Frauen und Autos ;D

Die Lost City ist eine Sandsteinformation, die durch Millionen von Jahre verwittert ist und den anschein einer alten Stadtruine gemacht hat.


 

I'm lost in the city ;)


Weiter ging es zum Tabletop Swamp, ein kleines Sumpfgebiet, wo wir einfach nur mal 15 Minuten sitzen und der Natur und den vielen Vögeln lauschen konnten.






Unser letzter Stop am Samstag führte uns zu den Tolmer Falls. Hier konnte man zwar nicht Baden, aber man hatte einen super Ausblick in die Schluchten und das Weite des Nationalparks und Australiens. Absolut beeindruckend.






Dann ging es zurück zum Campingplatz und wie schon am Tag zuvor haben wir den wundervollen Samstag bei einem Teller Spaghetti Bolognese und ein paar Bierchen ausklingen lassen. Übrigens hatten wir die Tage am Campingplatz einen perfekten Sternenhimmel. So Etwas habe ich noch nicht gesehen. Es war keine Wolke am Himmel und der Mond hat nicht geschiehen. Man konnte also die wundervoll Pracht der Sterne genießen. Man hat die gesamte Milchstrasse hell aufleuchten sehen. Das war sooooo schön. Ich habe innerhalb von 15 Minuten 4 Sternschnuppen gesehen. Unbeschreiblich. Leider bekommt man die Sterne nicht auf die Kamera.

Am Sonntag ging es dann wieder in den Park. Der erste Stop war auch gleich eines meiner Highlights unseres Ausflugs. An sich war es nur ein weiterer Wasserfall (Tjeataba Falls). Das Besondere war hier jedoch, dass der Weg nicht wie so oft zum Fuße des Wasserfalls führte, nein, er führte uns direkt zum Abhang, wo sich der Wasserfall in die Tiefe stürzt. Man konnte wirklich im Wasser am Rande des Abhangs stehen und nur wenige Centimeter vor dir, stürzt sich das Wasser meterlang in die Tiefe. Und direkt bevor dem Abhang gab es ein tiefes Wasserloch, dass wir natürlich gleich wieder zum Baden genutzt haben. Das Schöne an diesem Platz war, wir hatten das Wasserloch 2 Stunden lang für uns ganz allein. Niemand sonst war dort, denn das ist einer der Plätze, wo die meisten Touren mit den unzähligen Touristen nicht hinfahren. Wir haben also Kunstsprünge ins Wasserloch machen können, haben uns einfach auf den Felsen ein wenig sonnen können und im Wasserfall am Abgrund sitzen können. Das war echt entspannend und jeder in der Gruppe war einfach nur noch relaxt und hat es genossen.

Am Abgrund des Wasserfalls







Momente voller Entspannung. Ich liebe mein Leben :D


Dann sollte es eigentlich weiter zum Sandy Creek und den Tjaynera Falls gehen. Es war eine weiter Sandstrasse, die nur mit Allradantrieb zu bewältigen ist. Hier war jedoch ein Fluss zu überqueren, der nicht gerade sehr flach war. Der Meßstab zeigte 40cm an. Ich habe dann entschieden, dass es zu risikoreich ist hindurch zu fahren. Ich war mir nicht sicher, ob das Auto genug Bodenfreiheit hat und ich wollte das Auto nicht gleich beim ersten Trip schrotten, auch wenn es mich sehr gereizt hätte hindurch zu fahren.



Wir sind dann zurück auf die Hauptstrasse und zu der absoluten Touristenattraktion im Litchfield Nationalpark gefahren, den Wangi Falls. Auch diese Wasserfälle sind sehr beeindruckend gewesen, jedoch galt hier dasselbe, wie auch schon bei den Florence Falls. Einfach zu viele Leute! Natürlich haben wir wieder ein Bad im angenehm temperierten Wasser genommen und ich habe mir sogar eine "Massage" unter dem Wasserfall gegönnt. Das Wasser prallt so hart auf deine Haut, dass du wie bei einer richtigen Massage schön durchgeknetet wirst :)



Unser letztes Ziel waren dann die Cascades, die wohl am ehesten mit den Buley Rockholes zu vergleichen sind. Jedoch geht es hier nicht so touristisch zu und aus diesem Grund hatten wir mal wieder ein Wasserloch für uns ganz allein. Der Weg dorthin war jedoch nicht ganz einfach. Es ging durch kleine Waldpfade und sogar den felsigen Fluss mussten wir mehrmals überqueren. Und wir naiven Backpacker hatten nur Flip Flops und keine Wanderschuhe :D






Auf den Weg zurück zum Parkplatz passierte mir dann mal wieder was einmalig Dummes. Als ich den Fluss durchqueren wollte, bin ich auf den rutschigen Felsen mit meinen Flipo Flops ausgerutscht. Sekundenbruchteile später sehe ich nur noch meine Kameratasche über den Felsen fliegen. Sie verschwand dahinter und es gab einen kleinen Platscher. NEEEEEEEIN!!! Ganz schnell habe ich die Kameratasche aus dem Wasser gefischt. Akku und Speicherkarte herausgenommen. Die Kamera habe ich dann erstmal in einen Sack Reis gepackt. Naja, leider funktioniert sie bis heute nicht. Wird wohl eine Neue werden müssen. Aber zumindest waren die Bilder noch da. Gott sei Dank!

Wir sind dann zurück zum Campingplatz gefahren und haben das selbe wie jeden Abend gemacht. Aline hat lecker Rissotto gekocht. Und dann waren da noch Bierchen, lustige Gespräche und Sterne gucken. Am nächsten morgen ging es dann zurück nach Darwin. Alle waren ganz traurig, dass die 4 wunderschönen Tage schon wieder vorbei sind. Das Auto hat die Generalprobe super gemeistert und absolut keine Probleme gemacht. Sogar mit 5 Personen im Auto und ganz viel Gepäck. Aline, Tristan, Sophie und Fabienna haben das Auto während des Trips übrigens auf den Namen Brendan getauft. Muss wohl irgendein Tourguide aus Australien sein, der im Fernsehen mit seinem Bus herumreist. Also gut, heißt das Auto ab jetzt halt "Brendan". Wir haben viel gelacht und viel schönes gesehen. Durch den Trip kann ich es jetzt kaum noch erwarten endlich nach Broome aufzubrechen. Der Trip in den Park hat uns gerade einmal 70$ für Benzin, Essen und Campingplatz für jeden von uns gekostet. Günstiger gehts kaum. Für eine 2-3 Tagestour in den Litchfield Nationalpark zahlst du um die 350$. Ich habe auch etwas ziemlich Geniales festgestellt. Ich habe nun ungefähr 9 Wochen im Auto geschlafen. Mit den gesparten 250$ für eine Tour in den Park habe ich nun schon mehr Geld gespart als ich damals für das Auto bezahlt habe (1850$). Ist das nicht super?

Nun bin ich zurück in Darwin und in den letzten 2,5 Wochen hier werde ich nun noch die Steuererklärung machen, ein paar Dinge rund ums Auto erledigen, eine neue Kamera kaufen natürlich ;) und mir ein paar Reisepartner suchen. Und dann geht es endlich auf nach BROOME. YEAHHHH!!!

Dienstag, 10. Juli 2012

Der Ruf der Wildnis

Im Moment gibt es nicht viel neues zu berichten. Meine letzten Wochen in Darwin stehen ganz in der Vorbereitung für das Abenteuer "Westküste".

Voraussichtlich am 25.Juli bekommen wir nochmal eine neue Ladung Container mit Bier per Schiff aus Brisbane geliefert. Dann kann ich nochmal 1,5 Wochen Geld scheffeln, bevor es dann in der zweiten Augustwoche nach fast 5 Monaten heißt: "Goodbye Darwin". Es ist unglaublich wie schnell die Zeit hier in Darwin gerast ist. 5 Monate. Doch desto schöner wird es dann sein, mit gefülltem Geldbeutel, einem Auto und fast auf den Tag genau ein Jahr nachdem ich Deutschland verlassen habe (4.8.2011), sich wieder auf die Straße zu begeben und sich in ein neues Abenteuer zu stürzen. Mein nächstes Ziel ist Broome, ca. 2000km weit entfernt von Darwin. Dieses Mal heißt es aber: Der Weg ist das Ziel, denn auf der Strecke nach Broome gibt es unglaublich schöne Naturspektkel zu bewundern. Und allgemein gilt diese Region (Kimberley) als eine der unberührtesten und schönsten Teile Australiens überhaupt. Mein Weg wird mich durch den Kakadu und Litchfield Nationalpark führen. Dann geht es weiter nach Katherine und den Nitmiluk Nationalpark. Von dort aus geht es dann nach Western Australia, genauer nach Kununurra. Nach einem Abstecher zum Lake Argyle und Purnululu Nationalpark solles dann die 600km lange Gibb River Road nach Broome entlang gehen. Ich habe mich viel belesen und mit anderen Reisenden gesprochen, gerade über letztere Straße. Es gibt keine größere Ortschaft auf dem Weg nach Broome. Deshalb muss die Reise dieses Mal sorgfältig geplant werden, damit Reisende und das Auto möglichst unbeschadet nach Broome gelangen. Aber gerade die Gibb River Road bereitet mir etwas Kopfzerbrechen. Diese Straße ist keine asphaltierte Strasse, sondern eine Schotterstraße. Während der Regenzeit ist diese Strasse so gut wie unpassierbar. In der Trockenzeit wird die Strasse dann einmal von einer Planiermaschine gegradet und befahrbar gemacht. Nichts desto trotz haben mir einige Leute erzählt, dass es sehr viele Bodenwellen geben soll und die Stoßdämpfer sehr leiden werden. Außerdem soll es wohl auf einigen Teilstrecken schlichtweg einfach nur über soliden Stein und Fels gehen, ein absoluter Reifenkiller. Selbst Leute, die mit 4WD Reifen unterwegs sind, benötigen im Durchschnitt mindestens einen Ersatzreifen, da die scharfkantigen Steine dir die Reifen einfach kaputt machen. Und als Letztes soll es da wohl 2 Flussüberquerungen geben, die deinem Motor ohne die nötige Bodenfreiheit "die Luft ausgehen lassen". Ich will es aber auf jeden Fall versuchen. Bei der Flussüberquerung habe ich mir gedacht, dass mich zur Not jemand mit einem Abschleppseil bei ausgeschaltetem Motor durchziehen könnte. Um die Stoßdämpfer zu schonen werde ich wohl enorm langsam fahren müssen. Naja und wahrscheinlich werde ich mir noch einen zweiten Ersatzreifen und ein Reparaturkit für Reifen kaufen müssen. Soweit erstmal zu meinen Plänen nach meiner Zeit in Darwin.

Am Auto habe ich jetzt eigentlich nur noch 3 Dinge zu tun. Dann ist es startklar. 2 von 3 habe ich schon erledigt. Meine Batterie hat ein wenig geschwächelt in letzter Zeit. Und kaum etwas ist schlimmer als wenn ich dann mitten im Nirgendwo stehe und das Auto nicht mehr starten kann. Auf Arbeit habe ich dann einen Tipp bekommen für eine gute Werkstatt in Winnellie. Dort bin ich dann hingefahren und die haben dann auch gleich mal meine Batterie gecheckt. Naja eigentlich war mir das Ergebnis ja schon klar. Die Batterie war so gut wie tot. Hatte wohl einen Wert von 180 Irgendwas. Der Mechaniker meinte, normal sei 360 Irgendwas. Auf die Frage, wie teuer denn eine neue Batterie sei, war ich erstmal erstaunt. 50$. Wow. Das es so günstig ist, hätte ich nun wirklich nicht gedacht. 50$ klingt auf jeden Fall schonmal besser als 1300$ :D Die neue Batterie lief wie geschmiert, nachdem er die Batterie eingebaut hatte. Dann musste ich aber feststellen, dass ich mal wieder über den Tisch gezogen wurde. An der Kasse meinte er dann, dass er mir noch den Einbau der neuen Batterie berechnen müsse. Plus Mehrwertsteuer sind dann aus 50$ gleich wieder 116$ geworden. Eine absolute Frechheit für 10 Minuten Arbeit. Hätte ich das vorher gewusst. Die 4 Schrauben hätte ich auch noch lösen und die Batterie allein wechseln können. Naja was soll's.



Als Zweites musste ich irgendwie mehr Platz im Auto schaffen. Ich hatte kein Platzproblem, aber wenn ich noch 2 bis 3 andere Leute mitnehmen will, die auch noch Gepäck haben, dann wird es ziemlich eng im Auto. Außerdem habe ich keine Lust mehr immer das Gepäck umzuladen, wenn ich mein Bett im Auto herrichte. Ich habe ja die Dachgepäckträger auf dem Auto, jedoch fehlt mir noch ein passender Metallkorb dazu. Zunächst habe ich im Baumarkt geschaut, ob die etwas anbieten. Fehlanzeige. Nach ein paar Tagen habe ich dann ein deutsches Paar getroffen, die einen passenden Korb verkauft haben. Ihr glaubt gar nicht, was allein so ein einfacher Metallkorb kostet. Ein neuer kostet über 200$. Ich konnte sie dann überreden mir den Korb für 100$ zu überlassen. Ein echtes Schnäppchen. Die dazugehörigen Fixierschrauben waren jedoch zu klein für meine Gepäckträger, die man hier übrigens "roof racks" nennt. Also hieß es mal wieder improvisieren. Zurück zum Baumarkt, 25 Kabelbinder für 3,50$ gekauft und fertig ist der neue Dachgepäckträger. Nichts wackelt. Es sitzt absolut fest und ist Marke Eigenbau :) Dann habe ich noch ein paar Bänder mit Spannverschlüssen und eine Plane gekauft. Zusammen mit dem elastischen Netz, das ich zum Korb dazubekommen habe, sitzt alles so fest, wie das Gold in Ford Knox.  



Jetzt muss ich mir nur noch einen zweiten Ersatzreifen und das Reparaturkit besorgen und das Auto ist absolut präpariert für die Westküste. Achja und übrigens habe ich mir auch noch etwas Werkzeug besorgt, damit ich beim nächsten platten Reifen nicht wieder stundenlang herumfragen muss ;)

Neben dem Auto gibt es natürlich auch noch einiges anderes zu tun. Hier eine Auflistung der to-do's bevor ich Darwin verlassen werde:
  • Verlängerung der Krankenversicherung beantragen
  • Mein O2-Vetrag in Deutschland nochmal versuchen, um ein weiteres Jahr aussetzen zu lassen
  • Steuererklärung für Australien machen
Das aller Wichtigste und auch Aufregendste wird aber sein nach Mitfahrern zu suchen. Mein letzter Roadtrip auf Tasmanien war ja der absolute Wahnsinn. Mit den richtigen Leuten wird es unvergesslich werden. Ich habe erstmal einen Post bei Gumtree gemacht, das ich Leute suche. Später werde ich dann wohl noch Aushänge in den Hostels machen.

Ich kann es kaum erwarten endlich Darwin zu verlassen. Nicht das es mir hier nicht gefällt, aber ich will endlich auch mal wieder was neues sehen. Außerdem habe ich hier ein wenig das Gefühl bekommen, das Darwin ein Auffanglager für perspektivlose und bankrotte Backpacker ist. Die Leute hier in den Hostels sind unglaublich nett, aber irgendwie machen die Meisten hier nichts anderes als im Hostel abzuhängen, Joints zu rauchen und sich am Wochenende die Kante zu geben. Mittlerweile nervt mich das schon ein wenig. Wozu sind diese Leute denn in Australien? Das kann man doch auch zu Hause machen. Als ich nach Darwin kam, war das Geld auch etwas knapp geworden, aber die meisten hier gehen die ganze Woche arbeiten und verblasen dann das meiste Geld wieder für Gras und Alkohol. Kann ich nicht nachvollziehen. Es sind vor allem Engländer und Iren. Ich habe mir in den 4 Monaten hier wenigstens etwas Geld zurückgelegt und mir sogar ein Auto gekauft. Aber ich höre von den Leuten hier jede Woche nur: "Ich habe kein Geld. Ich würd ja gern weiter, aber ich bin froh, wenn ich das Hostel bezahlen kann" Wie wäre es denn mal mit etwas weniger Alkohol und Gras? Naja, wie auch immer, ich will nur endlich mal wieder ein paar unternehmungslustige Backpacker treffen, die nicht jeden Tag die Brotkrümmel vom Teppich kratzen müssen. Vom Partyvolk habe ich nach fast 4 Monaten jetzt auch erstmal wieder genug gesehen.

Auf Arbeit läuft alles wie geschmiert. Dir Bierkisten stapeln sich wie von allein mittlerweile auf den Paletten. Nicht unser Supervisor, nein, der große Chef hat uns letztens sogar gefragt, ob wir nicht den Gabelstaplerschein machen wollen und dann im Lagerhaus arbeiten wollen, denn er ist sehr zufrieden mit uns und hält uns als zuverlässige Arbeitskräfte. Er meinte, dass wir zu zweit mehr Bier ausladen als wenn er 4 Leute dort arbeiten lässt. Ich als Gabelstaplerfahrer :D Wäre mal wieder was Neues. Aber dieses Mal musste ich das Jobangebot leider ablehnen. Das hätte mich mindestens für zwei weitere Monate in Darwin festgehalten. Aber manchmal ist Geld nicht Alles. Ich habe genug gearbeitet und will jetzt wieder relaxen. Demzufolge habe ich sein Angebot dankend abgelehnt. Das ist Australien. Du triffts Entscheidungen auf Grundlage dessen, was dir gefällt, nicht weil du die Notwendikeit verspührst, etwas tun zu müssen. Ich liebe es.

Montag, 2. Juli 2012

Territory Day

Am 1.7.1911 wurde das Northern Territory von South Australia abgetrennt. Seitdem gilt der 1.7. so ein wenig als Nationalfeiertag hier im Northern Territory. Jedes Jahr wird das natürlich zelebriert am sogenannten "Territory Day". Ich habe mich dann mit Rory, Lee und Katherine und Matt getroffen. Wir sind zum Mindil Beach gelaufen, wo auch die Mindil Beach Markets waren. Wir haben einen tollen Sonnenuntergang gesehen und dann gespannt auf das ein Feuerwerk gewartet. Der Strand war vollkommen überfüllt mit Leuten. Was wir dann gesehen haben, war allerdings wunderschön. Noch nie habe ich ein Feuerwerk am Strand gesehen und die Farbenpracht war einfach nur fantastisch. Das Feuerwerk war tausendmal besser als das Neujahrsfeuerwerk in Melbourne. Aber schaut Euch einfach mal die Bilder an.






Und hier Ausschnitte aus dem 20-minütigen Farbenspektakel










Was danach folgte, war reinstes Chaos. Es war, als ob alle Territorianer an diesem Tag in Darwin gewesen wären. Der Verkehr war ein Albtraum. Wir haben über eine halbe Stunde warten müssen bevor den Parkplatz verlassen konnten. Schließlich waren wir nach über einer Stunde zurück am Hostel, welches eigentlich nur knappe 2km entfernt war. In Darwin herrschte Stimmung wie zu Silvester. Unglaublich. Dazu muss man sagen, dass der 1.Juli der einzigste Tag im Jahr im Northern Territory ist, an dem man legal Feuerwerk kaufen und zünden darf. Überall in der Stadt gingen Böller, Batterien, Raketen und sämtliches Feuerwerk los. Sind wir schon in 2013?!?! :D Leute haben ganze Einkaufswagen voll mit Feuerwerk gekauft. Und dieses Zeug ist hier soooo unheimlich teuer. Egal, ich habe es genossen.