Seiten

Meine Reise 2011 - 2014

Meine Reise 2011 - 2014

Montag, 28. Mai 2012

Ein Traum am platzen?

Es ist einfach unfassbar. Soviel Pech in einer einzigsten Woche kann man doch gar nicht haben. So gut mein Australienabenteuer bis jetzt gelaufen ist, die letzte Woche sind so ziemlich die schlimmsten Dinge überhaupt passiert. Angefangen hat alles letzte Woche Dienstag. Die Tage zuvor habe ich im Auto öfters gemerkt, dass die Gänge recht schwer zu wechseln sind und die Kupplung ein merkwürdiges Geräusch machte. Ich bin dann zu einer Werkstatt gefahren. Die Mechaniker haben meine Kupplung für 165$ adjustiert, so dass alles erstmal wieder etwas geschmeidiger läuft. Als ich dann jedoch auf der Rechnung gelesen habe: „Recommended to replace the clutch cables and kit asap.“ („Es wird empfohlen die Kupplung und dazugehörige Kabel so schnell wie möglich zu ersetzen“) konnte ich es nicht glauben. Als ich dann den Mechaniker gefragt habe, was der ganze Spaß Kosten sollte, machte sich pure Ernüchterung breit. Weitere 1300$. Genau das wollte ich eigentlich verhindern. Das musste ich dann erstmal verdauen. Was nun? Es gibt 3 Optionen. Erstens, ich versuche das Auto wieder zu verkaufen und versuche das investierte Geld wieder zu bekommen, was natürlich schwierig werden könnte, wenn ein potentieller Käufer feststellt, dass etwas mit der Kupplung nicht stimmt. Zweitens, ich lasse die Kupplung reparieren und behalte das Auto. Drittens, ich fahre das Auto einfach solang bis gar nichts mehr geht, was natürlich die Gefahr in sich birgt, dass ich vielleicht später mitten im Nirgendwo Australiens stehen bleiben könnte.
Noch bevor ich mich zu einer Entscheidung durchringen konnte, traf mich der nächste Hammer. Als ich mit Ken, meinem Kollegen, telefoniert habe, sagte er mir, dass Murray keine weitere Arbeit hat, da sämtliches verbliebenes Unkraut seine Samen bereits verstreut hat. Na prima. Nach dem Autoschock, wird mir am selben Tag auch noch gesagt, dass ich mal wieder arbeitslos bin. Das kommt echt zum falschen Zeitpunkt. Option 2 für das Auto fällt damit auch erstmal weg, denn wenn man arbeitslos in Australien ist, sollte man sein Geld sinnvoller einsetzen als 1300$ für eine neue Kupplung zu bezahlen. Ich habe dann beschlossen, mich erstmal nicht weiter um das Auto zu kümmern, sondern mich um einen neuen Job zu bemühen, denn nachdem ich nun nicht mehr für Murray arbeite, muss ich immer noch weitere 30 Arbeitstage sammeln, um das 2nd Year Visa beantragen zu können. Außerdem ist es natürlich immer vorteilhaft eine Einnahmequelle zu haben.
Erstaunlicherweise nehme ich beide Rückschläge relativ gelassen. Ich bin selbst etwas erstaunt über mich. Immerhin geht es hier um ziemlich viel Geld. Aber wenn ich eines hier in Australien gelernt habe, dass es mit etwas Geduld und Optimismus immer einen Ausweg und eine Lösung gibt. Und das wird es auch dieses Mal geben. Ich bin die nächsten Tage dann Mal wieder zu sämtlichen Recruitment Agencies gefahren, um mich für Jobs zu bewerben. Schauen wir mal, was heraus kommt. Am Samstag hatte Murray dann noch einen Cashjob für uns. Rindenmulch auf einem Grundstück verteilen. Naja immerhin nochmal 100$ für 5 Std. Cash auf die Hand bekommen. Abends sind wir dann auf eine Poolparty gegangen. Ein paar Leute vom Hostel haben sich ein Haus gemietet. Das war der Hammer. Riesengroßer TV, 2 beheizte Swimmingpools und und und. Und obendrein war die Party echt genial. Später gings noch in die Stadt zum abfeiern. Ich liebe das Nachtleben von Darwin. Es war ein gelungener Ausgleich zum Stress der vergangenen Tage. Am Sonntag habe ich dann entspannt.

Heute (Montag) wollte ich dann wieder auf Jobsuche gehen. Am Morgen gegen 10:30 Uhr traf mich dann aber der absolute Hammer. Ein absoluter Tiefschlag, den ich so schnell nicht verdauen konnte. Schlimmer als Auto und Arbeitslosigkeit zusammen. Ich saß im Stuhl der Immigrationsbehörde und wollte eigentlich nur eine Bestätigung haben, dass der Weedsprayerjob für das 2nd Year Visa gilt. Die Beamte sagte mir dann, dass Unkraut sprühen wohl nicht unter die geforderte „specified work“ fällt. Ich war komplett sprachlos. Ich hatte die ganzen letzten 2 Monate geglaubt, dass es für das 2nd Year Visa zählt. Deshalb bin ich doch überhaupt nach Darwin gekommen. Und nun war die ganze Arbeit umsonst? Es waren nun also mehr als nur noch 30 Tage zum 2nd Year Visa. Da ich keinen Nachweis über die 24 Arbeitstage vom Fruitpicking in Bundaberg hatte, habe ich also nur die 8 Tage „specified work“ von der Erdbeerfarm in Maroochydore. Das heißt ich muss weitere 80 Arbeitstage „specified work“ leisten, was unterm Strich 3 Monate sind. Falls ihr es nicht schon selber herausgefunden habt, sage ich es Euch jetzt. Ich habe keine 3 Monate mehr während meines ersten Visa. Ich kann also keine 3 Monate mehr arbeiten, da mein Visa am 11.August ausläuft. Eine absolute Katastrophe. Ein zweites Jahr in Australien scheint in weite Ferne gerückt zu sein.
Den Morgen musste ich dann ganz in Ruhe erstmal die Geschehnisse sacken lassen. Die Kupplung und den Verlust der Arbeit konnte ich ja noch ganz gut verkraften, aber jetzt das noch. Immerhin geht es hier darum, wie es nach einem Jahr Australien mit mir weitergeht. Auto, Arbeit und Aufenthaltserlaubnis gehen innerhalb einer Woche den Bach hinunter. Geht’s eigentlich noch schlimmer? Wenn ihr jetzt aber glaubt, dass ich den Kopf in den Sand gesteckt habe, dann liegt ihr falsch. Ich habe eine waghalsige Entscheidung getroffen und begebe mich damit auf eine sehr risikoreiche Gradwanderung. Jeden Tag gibt es unzählige Anträge für das 2nd Year Visa, so dass die Immigrationsbehörde nicht jeden Antrag prüfen kann. Da ich die 88 Tage „specified work“ während meines ersten Visas rechnerisch nicht mehr  sammeln kann, habe ich nichts mehr zu verlieren. Ich habe heute online meinen Antrag für das 2nd Year Visa gestellt, was mich mal wieder weitere 270$ gekostet hat (unglaublich, was die hier für Visumsgebühren haben). Ich habe einfach die Daten von der Erdbeerfarm und dem Weedsprayerjob angegeben. Zudem habe ich eine längere Zeitspanne angegeben als ich tatsächlich für Murray gearbeitet habe, so dass ich über die 88 Tage komme. Ich hoffe jetzt einfach darauf, dass die Behörden meinen Antrag nicht prüfen und ihn einfach genehmigen. Sollten sie den Antrag jedoch genauer prüfen und mich auffliegen lassen, dann war es das nicht nur mit dem zweiten Jahr Australien, sondern ich würde auch Gefahr  laufen, dass ich mit einer Ablehnung des Antrags wohl nie wieder ein Visa für Australien beantragen darf. Dieses Mal entscheidet allein das Glück. Es liegt nicht mehr in meinen Händen. Und ich hoffe es wird ein gutes Ende nehmen. Innerhalb der nächsten 3 Tage bekomme ich bescheid, ob das Visa genehmigt wird oder nicht. Ich warte jetzt erstmal ab, was bei der Visumsgeschichte herauskommt. Davon mache ich dann abhängig, was ich in Sachen Arbeitssuche und Auto mache. Falls mein Antrag abgelehnt wird, habe ich nur noch knapp über 2 Monate in Australien und ich muss ehrlich gestehen, dass ich diese dann doch lieber noch an der Westküste verbringen möchte als auf Arbeit. Glaubt ihr meine Pechsträhne hat ein Ende und alles wendet sich zum Guten? Ein Happy End für Visum, Arbeit und Auto? Ich bleibe optimistisch!

Donnerstag, 17. Mai 2012

Obdachlos und trotzdem glücklich

Wow. Mit dem Auto durch die Gegend zu düsen ist einfach genial. Mittlerweile fahre ich durch und um Darwin im Linksverkehr als hätte ich nie etwas anderes gemacht. Ob ich mich jemals wieder an den Rechtsverkehr in Deutschland gewöhnen werde? :D So ein Auto ist schon eine tolle Erfindung. Bei offenem Fenster, mit erfrischendem Fahrtwind, bei 30°C, Sonnenschein und der Musik meines MP3-Players durch und um Darwin herum zu fahren, ist einfach traumhaft. Das Allerbeste im Moment ist, dass ich nicht mehr den Bus zur Arbeiten nehmen muss. Ich kann jetzt fast eine ganze Stunde länger schlafen, setzte mich gemütlich ins Auto und bin in 20 Minuten auf Arbeit. Kein warten mehr auf den Bus nach der Arbeit. Murray hat dumm aus der Wäsche geschaut, als ich eines Morgens mit dem Auto vor seinem Shed stand. „Wo hat der kleine, arme Backpacker denn auf einmal dieses Auto her?“ muss er sich gedacht haben. Leider habe ich keine Möglichkeit, mal die volle Power des Autos zu testen, denn in ganz Australien gilt ein striktes Tempolimit. Auch auf den Highways, die einfach geradeaus und mitten durchs Nirgendwo führen. Das reguläre Tempolimit ist 110 km/h auf den australischen Highways. Nur im Northern Territory ist es erlaubt auf einigen Teilstrecken der Highways 130 km/h zu fahren.
Letztes Wochenende hatte ich dann auch eine Art Jungfernfahrt mit dem Auto. Zusammen mit Alex und Maureen aus dem Hostel sind wir zum Dragonfly Dawn Festival 70km südlich von Darwin gefahren. Das Festival war der Hammer. Mitten im Busch. Bis es hell wurde am nächsten Morgen haben wir getanzt und gefeiert. Ich habe mich wie auf dem Wonderland Festival 2009 gefühlt, nur dass es dieses Mal im australischen Busch war. Am nächsten Nachmittag ging es dann zurück nach Darwin. Das Auto hat einen guten Job gemacht. 

Jetzt möchte ich Euch aber erklären, wie es zu dem Posttitel kommt. Murray hatte angekündigt, dass wir eventuell nochmal für ein paar Tage außerhalb von Darwin arbeiten werden. Dadurch hatte ich natürlich das Problem, dass ich die Wochenrate im Hostel nicht buchen konnte, da ich wahrscheinlich nicht die volle Woche im Hostel sein werde. Eine großartige Gelegenheit, um zu testen, wie es sich im Auto schläft. Das allgemeine Problem hier in Australien ist nur, dass es illegal ist in der Öffentlichkeit zu campen, was auch das Schlafen im Auto beinhaltet. Wird man von der Polizei erwischt, kann das 200$ kosten. Und ich habe gehört, dass die Polizei hier in Darwin da ziemlich unnachsichtig ist. Dadurch war es für mich unmöglich in der City zu übernachten. Ich habe dann zufällig ein deutsches Pärchen getroffen, die mir einen Supertipp gegeben haben. Die Fishermen Wharf, eine Werft im Hafen von Darwin. Der Clue ist, dass die Werft ein Privatgrundstück ist und somit die Polizei hier „keine Entscheidungsmacht“ hat. Die Eigentümer der Werft erlauben es den Backpackern kostenlos auf dem ziemlich großen Pier zu parken und zu übernachten, solang sie nicht die ankommenden Fischerboote blockieren. Das nenn ich mal ein Herz für Backpacker. Dort angekommen war ich ziemlich überrascht. Die ganze rechte Seite des Piers war voll mit Campervans und Station Wagons von Backpackern, die kostenlos in ihren Autos übernachten wollten. Ich habe mir tagsüber noch neue Kissen und Bettwäsche im Casuarina Shopping Center gekauft, um einen anständigen Schlaf im Auto zu haben. Nachdem ich einen Stellplatz ergattern konnte, habe ich mein Bett hergerichtet. Und das geht so: Die Rücksitze werden umgeklappt, das gesamte Gepäck kommt auf die Frontsitze, die Matratze wird ausgeklappt, die Fenster werden ein Stück heruntergefahren, um ein wenig Frischluft und Zirkulation zu bekommen und letztendlich werden noch die Vorhänge vor den Fenstern zugezogen. Fertig ist das Autobett.
Nun liege ich gerade in diesem Bett. Die zweite Nacht im Auto steht bevor. Die letzte Nacht war super. Das Bett ist echt gemütlich und ich schlafe wie ein König. Das ist echtes Backpacking. Ich habe kein „zu Hause“ im Moment und alles was ich benötige, habe ich in meinem Auto. Ich übe mich gerade im Minimalismus. Jeden Tag fahre ich trotzdem nach der Arbeit zum Hostel, denn ein wenig „Socialising“ muss ja auch sein. Außerdem missbrauche ich auch die Duschen, Toiletten und Waschmaschinen im Hostel :) Vor nicht mal einem Jahr lag ich noch in meinem Bett in meiner Wohnung in Hannover und jetzt … liege ich in einem provisorischen Bett in einem Auto im Hafen von Darwin. Ist das nicht verrückt?





Ich muss aber gestehen, dass ich heute etwas traurig bin und jetzt gern in Deutschland wäre. Mein Papa feiert heute seinen 60.Geburtstag und ich bin ganz traurig, dass ich nicht zu Hause sein kann und mit Euch feiern kann. Happy Birthday. Ich vermisse Euch ganz doll. Ich hoffe du hattest einen wunderschönen Geburtstag. Überhaupt muss ich öfters mal erwähnen, dass ich Euch alle enorm vermisse. Nicht dass ihr noch denkt, ich bleibe hier ;) Ich erzähle Euch immer überragende Geschichten aus Australien, aber ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich auf den Moment freue, aus dem Flieger zu steigen, deutschen Boden zu betreten und vor allem Euch Alle wiederzusehen. Am liebsten morgen. Aber wir müssen uns noch ein wenig gedulden. „Not yet“ wie man im Englischen so schön sagt. Ich wünsche mir nach wie vor, zurück zu kommen und von Euch empfangen zu werden, als ob ich nie weggewesen wäre.

Samstag, 12. Mai 2012

Mein australisches Auto

Wer hätte das gedacht? Erinnert ihr Euch noch an meine Berichte aus Brisbane und Cairns? Damals habe ich vergeblich versucht ein geeignetes Auto zu finden. Ohne Erfolg. Ich habe das Thema Auto eigentlich hinter mir gelassen. Und jetzt habe ich es doch getan. Ja, ich habe ein Auto gekauft. Ich bin verrückt. Warum ich es jetzt doch gemacht habe, fragt ihr Euch bestimmt. Naja, einfach gesagt gibt es hierfür 2 Gründe. Der erste ist, dass ich beim Weedspraying echt gutes Geld verdiene und völlig überraschend in der Woche bis zu 700$ zurücklegen kann. Der zweite Grund ist, dass ich jetzt wahrscheinlich doch noch die Westküste entlang reisen werde. Die Westküste ist nicht so touristisch, wie die Ostküste. Es ist mehr die Natur, die es hier zu bestaunen gibt. Und das kann man eben nur mit einem Auto machen. Ehrlich gesagt, kann ich es noch gar nicht glauben, dass ich jetzt stolzer Besitzer meines ersten Autos bin. Später kann ich jedem erzählen, dass ich mein allererstes Auto in Australien hatte ;)Eigenlob stinkt ja bekanntlich, aber ich muss schon sagen, dass ich dieses Mal ziemlich stolz auf mich bin, denn in das Auto ist nicht ein einziger Cent von meinem Geld in Deutschland geflossen. Nein, ich habe das Auto komplett von meinem in Australien erarbeiteten Geld bezahlt. Und das ist ein echt gutes Gefühl. 

Ich hatte die Tage mal an die Schwarzen Bretter in den Hostels und im Internet nach geschaut. Und dann hatte ich ein Wagen ins Auge gefasst. Ich habe den Autoinhaber angerufen. Zu meinem Glück ist er ein deutscher Backpacker gewesen, was natürlich Alles etwas einfacher macht. Es ist ein Subaru Liberty GX 4WD. Es ist ein Kombi aus dem Jahr 1991 in dem man, wenn man die Rücksitze umklappt, auch schlafen kann. Ich habe mir das Auto dann angeschaut und Probe gefahren. Ein großer Vorteil des Autos ist, dass es Allradantrieb hat. Ich könnte also, wenn ich die Westküste herunter reise, tatsächlich auch auf den zahlreichen 4WD Strassen fahren. Und das wäre natürlich ein Abenteuer, was du als normaler Backpacker nicht erleben kannst. In den Kimberleys, eine der schönsten und unberührtesten Regionen Australiens zwischen Darwin und Broome an der Nordküste, gibt es die Gibb River Road, eine Schotterstraße die mitten durch die Kimberleys führt und nur mit Allradantrieb befahren werden kann. Das wäre mit dem Auto möglich. Eigentlich war das Auto perfekt für meine Zwecke. Der einzigste Nachteil ist, dass das Auto schon 365000km gefahren ist, was natürlich eine Menge ist. Mechaniker haben mir aber gesagt, dass die Motoren in Australien bis 400000km ohne Probleme laufen würden. Wir sind dann noch zu einem Mechaniker gefahren, die ihre Werkstatt gleich neben meiner Arbeit haben. Zu meiner Überraschung meinte der Mechaniker, dass das Auto für seine vielen Kilometer echt noch gut in Schuss ist. Es hat ein paar kleinere Öllecks, das sei aber normal für Autos dieses Alters. 

Der deutsche Backpacker musste Darwin 3 Tage später verlassen. Das war meine Chance den Preis herunter zu handeln. Zunächst wollte er 2900$. Als sich dann anscheinend keiner gemeldet hat, ist er auf 2200$ heruntergegangen. Und ich habe es dann tatsächlich noch geschafft, ihn auf 1850$ herunter zu handeln. Deal. Ich habe das Auto dann für 1850$ (~1500€) gekauft, inklusive dem ganzen Campingzeug (Zelte, Kochequipment, Matratze und Schlafzeug…). Und hier zeigt sich mal wieder, dass in Australien alles möglich ist. Das Geld für das Auto habe ich in nicht einmal 2 Wochen auf Arbeit verdient. In Deutschland arbeitest du Monate, wenn nicht sogar Jahre, um dir ein Auto leisten zu können. In Deutschland würde ich nie im Leben eine solche „Schrottkarre“ für 1500€ kaufen. Aber hier ist alles anders. Es ist eine Art Experiment für mich. Sollte das Auto es bis nach Perth ohne größere Reparaturen schaffen, dann war es eine goldrichtige Entscheidung. Sollte das Auto auf dem Weg dorthin den Geist aufgeben und kostenspielige Reparaturen auf mich zukommen, dann lasse ich das Auto einfach stehen. Dann habe ich zwar 1850$ in den Sand gesetzt, aber hey, ich musste dafür nicht einmal 2 Wochen arbeiten ;) No Risk, no Fun!
Jetzt heißt es für euch Daumen Drücken, dass der Wagen es bis Perth schafft. Der Wagen ist in Western Australia registriert, was ein enormer Vorteil ist. Die Registrierung eines Autos hier in Australien ist Pflicht und ist von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich. Während man in Queensland zum Beispiel 850$ für eine 1-jährige Registrierung bezahlt und zudem ein Roadworthy Certificate (vergleichbar mit dem TÜV in Deutschland) benötigt, bezahlt man in Western Australia nur ungefähr 200$ für eine 6monatige Registrierung und man benötigt kein Roadworthy Certificate. Die Registrierung in Western Australia ist mit die günstigste und einfachste in Australien überhaupt. Wir mussten nur einen Brief an die Verkehrsbehörde in Western Australia senden, um den Eigentümer ändern zu lassen. Die Registrierung kann man bequem online verlängern. In Queensland musst du vor Ort sein, um deine Registrierung verlängern zu können. Manchmal ist es echt komisch, wie groß die Unterschiede zwischen den Bundesstaaten hier sind. Die Regsistriung beinhaltet auch eine Versicherung für Personenschäden im Falle eines Unfalls. Zusätzlich kann man eine Third Party Insurance abschließen, die Sachschäden am eigenen Auto und am Unfall beteiligten Auto(s) abdeckt. Diese Versicherung ist jedoch sehr teuer und ich verzichte darauf. Ich weiß, dass könnte sehr teuer werden, aber ich bin optimistisch und hoffe, dass ich dank meiner rücksichtsvollen und vorsichtigen Fahrweise :D ohne Unfall nach Perth kommen werde.

Und hier mal noch ein paar Daten und Fotos zum Auto:
Es ist ein Subaru Liberty GX Stationwagon mit Allradantrieb, Manuelle Gangschaltung mit der Option zwischen Low- und High-Gear zu wählen. Es ist ein 5-Türer mit 5 Sitzen. Klimaanlage, Zentralverriegelung, Lenkradsperre und Cruise Control (Tempomat), was eine wirklich tolle Erfindung ist. Es ist ein Ersatzrad im Kofferraum, eine 20l Benzinkanister habe ich im Auto, Radio mit CD-Player und Anschluss für MP3-Player ist vorhanden und Roof Racks (Dachgepäckträger) sind installiert. Zusätzlich habe ich noch einen Power Converter. Man steckt ihn in den Zigarettenanzünder und am anderen Ende hat man eine normale australische Steckdose. Ich habe also die Möglichkeit während der Fahrt meinen Laptop, Kamera, Handy und Co aufzuladen. Getankt wird Unleaded Petrol (Benzin bleifrei). Der Spritpreis für den Liter Unleaded ist zur Zeit knapp unter 1,60$ (~1,35€). Ist also vergleichbar mit Deutschland, da die Distanzen hier natürlich deutlich länger sind. Und das allerbeste, das Lenkrad ist auf der rechten Seite des Wagens ;)

Ich mit 50$ und 100$ Noten in den Händen. So schnell diese 1850$ in meinen Händen waren, waren sie auch wieder weg ;)





Mittwoch, 9. Mai 2012

2. Dienstreise zur Tipperary Cattle Station

Was für eine Woche. Es war eine der besten Wochen bis jetzt in Australien überhaupt, wenn nicht sogar DIE Beste. Was ich diese Woche erlebt habe, ist einfach die Krönung eines bis jetzt perfekten Abenteuers und ich kann es wirklich nur schwer in Worte fassen. Aber eines steht fest, so etwas erlebt man nur einmal in seinem Leben. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.

Ok, stellt Euch Folgendes vor. Eine asphaltierte Landstrasse im subtropischen australischen Busch, 200km von Darwin entfernt, in den Weiten des Northern Territories. Irgendwann führt eine einsame rote Schotterstraße von dieser Landstraße weg. Der Busch lichtet sich. Links und rechts der Schotterstraße kann man nun endlos weite grüne Weiden erspähen. Am Ende der 30km Straße befindet sich eine Cattle Station (Viehzuchtbetrieb), in der wahrscheinlich einige Dutzend Leute wohnen. Der Name ist Tipperary Station. Auf der rechten Seite befinden sich in einem Wald wunderschöne Holzhäuser. Fast wie in einem Ferienresort. Auf der anderen Seite befinden sich alle Gebäude, die ein Viehzuchtbetrieb haben muss und die von den paar Dutzend Leuten zum Leben benötigt werden. Darunter ist auch eine Schule und ein kleiner General Store (Lebensmittelladen). Zwischen beiden Seiten befindet sich ein Flugfeld an dessen Ende der Horizont eine gerade Linie bildet. Es ist beängstigend ruhig hier. Die Straßen sind gesäumt mit prachtvollen Palmen und Mangobäumen. Der Rasen ist kunstvoll gemäht und ein unaufdringlicher Hauch von Kuhscheiße liegt in der Luft.
Und nun stellt Euch bitte vor, ihr arbeitet für eine Firma, die Unkraut bekämpft. Euer Boss bekommt den Auftrag rund um die 2098km² große Cattle Station das Unkraut zu beseitigen. Ihr fahrt allein einen roten 4WD Ford Ranger die 30km lange Schotterstraße entlang. Ihr fahrt das Auto, völlig entspannt mit australischer Countrymusik bei einem farbenprächtigen Sonnentuntergang auf der Westseite. Euer Kollege hinterläßt eine Staubwolke vor Euch. Ebenso seht ihr eine mächtige Staubwolke im Rückspiegel eures Autos. Ab und an haltet ihr an und betätigt die Hupe bis die ziemlich behäbigen Kühe Euch den Weg auf der Schotterstraße für die Weiterfahrt freimachen. Auf der Cattle Station selbst dürft ihr nun 5 Tage in einer der idyllischen Holzhütten mit euren Kollegen und eurem Boss wohnen. Stellt Euch vor ihr fahrt mit einem Quadbike durch Gräser und Büsche die höher als ihr selbst und das Quadbike sind. Ihr müsst Euch einen Weg bahnen, denn ihr seid auf der Jagd nach jedem einzelnen „Bellyache Bush“ auf der Cattle Station, den ihr sprühen und vernichten wollt. Ihr fahrt über Weiden, durch Sümpfe, Wälder und sogar Flüsse müsst ihr mit Eurem Quad überqueren. Stellt Euch schlussendlich vor, ihr fegt mit Eurem Quadbike mit gut 50km/h über die Weiden der Cattle Station. Ihr habt ein kleines Rennen mit eurem Kollegen. Am Horizont leuchtet die Sonne blutrot. Neben Euch springt ein Rudel Wallabies (Zwergkänguruhs) und versucht mit Euch mitzuhalten. Der Fahrtwind weht in Euer Gesicht und das einzigste was ihr tut, ist einfach nur den Moment zu genießen und die Zeit in Eurem Kopf anzuhalten. Nach der Arbeit liegt ihr mit einer eisgekühlten Coca Cola am Ende des Flugfeldes und schaut Euch einen der schönsten Sonnenuntergänge an, den ihr je gesehen habt. Am Himmel wird die Milchstraße sichtbar. Euer Boss ruft Euch und sagt, dass Abendessen ist fertig. T-Bone Steak mit Süßkartoffeln und Gemüse. Ihr müsst nichts bezahlen. Weder für das Haus, für das Essen, noch für das Quadbike und das Auto. Im Gegenteil, ihr bekommt für all die aufgezählten Aktivitäten und Momente auch noch 180$ pro Tag.
Wie klingt das? Das muss ein Traum sein oder? So etwas ist unmöglich. Und doch sage ich Euch, dass ich alles, so wie es oben beschrieben ist, letzte Woche erlebt habe. Ob ihr mir glaubt, ist Euch überlassen. Ein unvergesslicher Augenblick jedenfalls. Träume kann man träumen, nur wenige davon erfüllt man sich und nur ganz ganz wenige Träume gehen in Erfüllung von denen man vorher noch nicht einmal geträumt hat. Dies ist einer davon und das sind die Allerschönsten :)

Aber fangen wir mal von vorne an. Am vorletzten Sonntag hieß es wieder Taschen packen. Es ging auf zum nächsten Business Trip. Montag morgen haben wir dann in Murrays Shed unsere Ausrüstung präpariert. Neben unseren altbekannten Dienstfahrzeugen haben wir dann zusätzlich noch den Gator (eine Art Buggy mit Tank) und 2 Quadbikes auf Anhänger geladen. Mir ahnte schon, das könnte ein ganz besonderer Trip werden. Aber ich dachte noch nicht so recht daran mal den Gator oder das Quad fahren zu dürfen, denn wahrscheinlich sind diese Vehikel meinen alteingesessenen Kollegen vorbehalten. 
Am Montag ging es dann zunächst auf zur Ringwood Road, einer Schotterstraße die vom Stuart Highway kurz vor Adelaide River abzweigt. Den ganzen Tag hieß es sprühen, was das Zeug hält. Abends haben wir dann in Adelaide River übernachtet. Natürlich auf Kosten von Murray. 

Auf der Ringwood Road


Ken gibt Gas im Gator :D

Das ist übrigens Gamba-Gras
Dieses Gras ist wie die Pest in Australien. Vor 20 Jahren wurde es in Australien eingeführt, da es hervorragendes Futter für Kühe ist. Leider haben die Aussies wohl übersehen, dass sich das Gras schneller ausbreitet als es Kühe in Australien gibt.

Ich und meine "Gun". Seit über einen Monat unzertrennlich.


Sonnenuntergang an der Ringwood Road


Am nächsten Morgen ging es dann auf zur Daly River Road, der Landstraße von der ich oben gesprochen habe. Murray ist dann mit Antoine und Terrence zur Tipperary Station gefahren, während ich mit Ken die Daly River Road sprühen sollte. Abends sind wir Beide dann auch zur Tipperary Station gefahren. Dort angekommen, haben wir festgestellt, dass die anderen die Arbeit noch nicht beendet hatten. Ken sagte dann, dass wir die Quadbikes nehmen und sie suchen. Mein erster bezahlter Trip auf einem Quadbike. Wer sich an die Story in der Wüste in Dubai erinnert, wird jetzt schon wieder Angst bekommen. Aber nein, ich habe mich dieses Mal nicht verletzt ;) Am Dienstag war ich mit Ken wieder auf der Daly River Road. In unserer ausgedehnten Mittagspause habe ich mich dann mal beim Fischen versucht. Leider ohne Erfolg. Am Mittwoch und Donnerstag durfte ich dann endlich mit auf der Tipperary Station arbeiten. Und zu meiner Überraschung hat mir Murray sogar den Gator und ein Quadbike gegeben. Ich konnte es nicht fassen. Über Fels und Stein, Acker und Busch, Bäche und Schlamm. Es war einfach zu schön, um wahr zu sein. Und ich wurde auch noch dafür bezahlt. Aber ich lasse mal die Bilder und Videos sprechen.

Auf der Daly River Road



Ken, Ich und unsere 2 Autos ich beim Mittagspäuschen am Adelaide River



Dann habe ich mich doch gleich mal beim Fischen versucht ...


Karriere beendet !!! :D

Auf der Tipperary Cattle Station






Das war unser Haus fuer 5 Tage :)


Und hier ein paar Einblicke ins Arbeitsleben eines Weedsprayers











Und jetzt nehme ich Euch mal mit auf meinem Quadbike. Ich habe die Videos in HD gemacht. Die Files sind aber zu gross zum hochladen. Deshalb musste ich leider die Qualitaet der Videos etwas verringern. Ich hoffe, es gefaellt Euch trotzdem.






Am Freitag ging es dann zurück nach Darwin. Mal schauen, was sich als naechstes ergibt.