Womit wir nun auch zum letzten Punkt kommen. Was sind meine Pläne?
Wenn man denkt, so eine Reise öffnet einen die Augen und danach weiß man, was man will. Weit gefehlt! Ich befinde mich gerade in einer Situation, in der mir eigentlich alle Türen offen stehen, ich mich aber nicht entscheiden kann, welche Tür ich nehmen soll. Ich bin einfach hin und her gerissen. Auch wenn man sich noch nicht bewusst für Etwas entschieden hat, unbewusst gibt einen der Verstand oder das Bauchgefühl jedoch meist schon ungefähr die Richtung vor. Meine Entscheidung wegzugehen war hart, aber insegeheim war sie von der ersten Sekunde als die Idee aufkam beschlossene Sache. Das Problem gerade ist, ich kann mich nicht entscheiden, wo der Weg hingehen soll. Nicht einmal unterbewusst. Ich wollte das Jahr jetzt in Berlin nutzen, um mir meiner Zukunft bewusst zu werden. Aber irgendwie werde ich mir nur jeden Tag bewusster, was ich nicht möchte. Im Büro sitzen. Ich habe das Gefühl, der Büroalltag zermürbt mich früher oder später. Ja, ich bin mir bewusst, dass dies der Arbeitsalltag nun mal mit sich bringt. Ich finde es nur unheimlich schade, wenn diese über die letzten 3 Jahre mühsam gewonnene Kreativität, Antriebsstärke, Abenteuerlust und Abwechslungsreichtum einfach so jeden Tag vor dem Bildschirm in meinem Büro verpufft. Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich mehr Lebenszeit verschwende als produktiv zu nutzen. Mein Chef hat mir sogar einen unbefristeten Vertrag in Aussicht gestellt und die Firma würde sogar Kosten eines Masterstudiums übernehmen. Im Gegenzug müsste ich mich natürlich einige Jahre an die Firma binden. Jeder Mensch würde das als ein Geschenk vom Himmel ansehen. Ich nicht. Mir war nach einigen Tagen schon klar, dass es natürlich finanziell verlockend ist, aber ich nicht über Jahre an die Firma binden möchte.
Wo soll es also beruflich hingehen? Habe ich das komplett Falsche studiert? Falls ja, in was sollte ich sonst meine Berufung finden? Es wäre zu einfach zu behaupten, ich bin im falschen Berufsfeld, denn eine wirkliche Alternative habe ich auch nicht vor Augen. Alles, was ich weiß, dass mir die Arbeit mit Menschen und im Freien in Australien riesig Spaß gemacht hat. Das kann natürlich aber auch daran liegen, weil ich immer genau wusste, in ein paar Monaten bin ich wieder weg. Der Job als Barkeeper in Australien war die entspannteste, aufregendste Arbeit bis jetzt überhaupt, wo ich auch mit Leib und Seele dabei war. Aber möchte ich wirklich in 30 Jahren noch Getränke mischen? ...oder auch Unkraut sprühen oder im Supermarkt an der Kasse stehen? Nein. Ich denke, ich bin nicht komplett falsch in meinem Berufsfeld. Denn immerhin ist der Inhalt interessant und ich kann hier was erreichen. Ich muss nur einen Weg finden, wie man den Büroalltag kreativer und abwechslungsreicher mit mehr Verantwortung gestalten kann. Oder sogar die Arbeit ab und an vom Bildschirm weglotsen kann.
Neben der beruflichen Frage beschäftige ich mich aber auch stark mit meinem sozialen Umfeld. Berlin ist eine schöne, aufregende, multikulturelle, weltoffene Stadt. Wie geschaffen für junge Leute, die gerade aus 3 Jahren Abenteuerurlaub zurückgekommen sind. Allerdings fällt mir schon auf, dass ich nach mittlerweile fast 10 Monaten eigentlich immer noch hauptsächlich mit Freunden meine Zeit verbringe, die ich von früher kenne oder eben vom Reisen. Wirklich neue Leute habe ich in Berlin nicht kennengelernt. Leute sagen immer, das braucht Zeit. Fakt ist aber, dass ich mich immer noch nicht wirklich heimisch fühle in Berlin und ich ungeduldig bin. Mein Herz hängt eigentlich immer noch mehr in Hannover.
Neben der beruflichen Frage und dem sozialen Umfeld beschäftigt mich aber auch noch ein dritter Punkt. Ich verfolge natürlich immer noch all diejenigen, die ich auf Reisen getroffen habe bzw. treffe mich sogar mit ihnen. Wie schon erwähnt, sind das die Momente, wo ich mich momentan am wohlsten fühle. Sie lassen mich sofort wieder eintauchen; in die Welt der unbegrenzten Sorglosigkeit und paradiesischen Gelassenheit... in die Welt eines unbeschwerten Backpackers für den es diese alltäglichen Probleme überhaupt nicht gibt. Wenn ich auf Facebook einen Beitrag sehe, wo jemand schon wieder hingereist ist und er dann auch noch Bilder postet, werde ich wehmütig und neidisch und könnte am liebsten morgen meine Koffer packen.
OK. Lange Geschichte kurz gemacht. Letztendlich tendiere ich immer mehr dazu im Oktober Berlin wieder zu verlassen, da mich hier im Moment nicht wirklich viel hält. Beruflich sehe ich es für sinnvoll an nochmal studieren zu gehen. Über Monate habe ich mir dazu den Kopf zerbrochen. Ich denke (weiß es aber nicht genau), dass ich meinen Master in Public Health machen möchte. Bevorzugter Studienort wäre natürlich Hannover, obwohl ich auch nicht abgeneigt wäre im Ausland zu studieren, wenn es realisierbar ist. der Vorteil eines Studiums wäre natürlich auch, dass man nochmal eine Menge neuer Leute kennenlernt und für längere Zeit um sich herum hat.
Aber der Fakt, dass mich nicht nur wirklich viel in Berlin sondern eigentlich auch in ganz Deutschland hält, lässt natürlich auch noch andere Gedanken aufkeimen. Ihr könnt es Euch schon denken? Ja genau. Einfach noch mal die Koffer packen und hinaus in die weite Welt. Wer hätte gedacht, dass ich mir diese Frage wirklich noch einmal stellen würde. Ich wohl am wenigsten. Aber ich meine, die meisten meiner Freunde hier in Deutschland haben sich niedergelassen, sind ruhiger geworden, bekommen sogar Kinder, bauen sogar Häuser. Sie sind in völlig anderen Lebensphasen als ich es bin; auch wenn wir im selben Alter sind. Eine Freundin ist nicht da, mein Arbeitsvertrag endet im September und Berlin ist bis jetzt auch nicht mein place-to-be. Demzufolge könnte ich ab Oktober eventuell (mal wieder) ein neues Leben anfangen. Gibt es einen besseren Zeitpunkt, um einfach noch mal die Welt und vielleicht auch sich selbst zu erkunden? Ich bin "erst" 27. Machbar wäre es.
Und da sind wir bei dem Dilemma. Studieren oder doch nochmal Backpacking oder einfach niederlassen und ankommen? Ich versuche Vor- und Nachteile abzuwägen. Mein Verstand sagt Studieren. Mein Herz sagt Reisen. Mein Bauchgefühl sagt, ich soll die Welt erkunden. Mein Kopf sagt, schau der Realität ins Auge und lass dich nieder. ICH WEIß ES EINFACH NICHT!!! Es gibt nicht mal eine Tendenz, die ich unterbewusst bevorzugen würde. Ich weiß nicht mal mit voller Sicherheit, ob es überhaupt sinnvoll ist, zu studieren oder mehr von der Welt zu sehen. Ich habe wirklich Angst davor, ich könnte es nochmal wagen die Koffer zu packen. Es fällt mir dieses Mal schon schwer in den Alltag zurückzukehren. Wie würde das beim nächsten Mal aussehen? Ich habe große Angst, dass die Welt des Reisens ein normales Leben irgendwann nicht mehr möglich macht; sozial als auch beruflich. Auf der anderen Seite weiß ich genau, ich würde es wohl irgendwann bereuen, die Möglichkeit nicht ergriffen zu haben dieses einzigartige Lebensgefühl auf Reisen noch einmal ausgelebt zu haben. Wie gesagt. Ich bin 27, nicht 40 und ohne jegliche Verpflichtungen in Deutschland.
Aber Angst und Reue halten sich seit Wochen und Monaten in der Waage. Ich hoffe, dass eine Seite demnächst an Gewicht gewinnen wird, um mir eine Entscheidung zu ermöglichen. Menschen in meinem Umfeld sind dabei nicht wirklich eine große Hilfe im Moment. Leute hier in Deutschland sagen mir natürlich ständig, ich muss meine Karriere voranbringen, mich niederlassen und jetzt wieder in der Realität ankommen. Das kann ich nachvollziehen, aber sie kennen halt nicht die andere Seite der Medaille. Leute, die wissen wie das Reisen ist - oder noch schlimmer, meine Reisebekanntschaften - setzen mir natürlich wiederum ständig den Floh ins Ohr wie schön es doch ist da draußen in der Weiten Welt mit dem Backpack. Living the Dream. Lebe deinen Traum. Ich wünschte mir, jemand könnte mir mal konstruktiv in dieser Frage helfen und mir einen geeigneten Weg zeigen.
Aber Angst und Reue halten sich seit Wochen und Monaten in der Waage. Ich hoffe, dass eine Seite demnächst an Gewicht gewinnen wird, um mir eine Entscheidung zu ermöglichen. Menschen in meinem Umfeld sind dabei nicht wirklich eine große Hilfe im Moment. Leute hier in Deutschland sagen mir natürlich ständig, ich muss meine Karriere voranbringen, mich niederlassen und jetzt wieder in der Realität ankommen. Das kann ich nachvollziehen, aber sie kennen halt nicht die andere Seite der Medaille. Leute, die wissen wie das Reisen ist - oder noch schlimmer, meine Reisebekanntschaften - setzen mir natürlich wiederum ständig den Floh ins Ohr wie schön es doch ist da draußen in der Weiten Welt mit dem Backpack. Living the Dream. Lebe deinen Traum. Ich wünschte mir, jemand könnte mir mal konstruktiv in dieser Frage helfen und mir einen geeigneten Weg zeigen.
Auch wenn das jetzt Alles sehr negativ herüberkommt, ich genieße mein Leben, bin in keinster Weise depressiv oder weine den vergangenen 3 Jahren jeden Tag hinterher. Es sind einfach die Gedanken, die mich beschäftigen. Und selbst nicht zu wissen, wo man hin will, ist für mich halt momentan sehr unbefriedigend und aufwühlend. Letztendlich weiß ich aber, dass die Zeit eine Lösung für mich bereit hält. Egal für was ich mich entscheiden werde, ich bin mir sicher, es wird der beste Weg für für mich sein. Und das beruhigt mich etwas.
Ihr seht, es bleibt spannend in meinem Leben. Allein die Zukunft wird zeigen, was kommt...
“because he had no place he could stay in without getting tired of it and because there was nowhere to go but everywhere, keep rolling under the stars...”
― Jack Kerouac, On the Road
― Jack Kerouac, On the Road