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Meine Reise 2011 - 2014

Meine Reise 2011 - 2014

Donnerstag, 13. August 2015

Neuer Blog - Backpacker Inside

Falls ihr interessiert seid, dann folgt meinen neuen Abenteuern auf


Es ist eine Fortsetzung von "Sebastian goes Australia". Alle Aktivitäten hier sind eingestellt wurden, aber ihr findet alle Einträge und Kommentare auch im neuen Blog; nur mit neuem Namen und neuem Layout. 

Donnerstag, 9. April 2015

Welche Tür soll ich nehmen?

Womit wir nun auch zum letzten Punkt kommen. Was sind meine Pläne?

Wenn man denkt, so eine Reise öffnet einen die Augen und danach weiß man, was man will. Weit gefehlt! Ich befinde mich gerade in einer Situation, in der mir eigentlich alle Türen offen stehen, ich mich aber nicht entscheiden kann, welche Tür ich nehmen soll. Ich bin einfach hin und her gerissen. Auch wenn man sich noch nicht bewusst für Etwas entschieden hat, unbewusst gibt einen der Verstand oder das Bauchgefühl jedoch meist schon ungefähr die Richtung vor. Meine Entscheidung wegzugehen war hart, aber insegeheim war sie von der ersten Sekunde als die Idee aufkam beschlossene Sache. Das Problem gerade ist, ich kann mich nicht entscheiden, wo der Weg hingehen soll. Nicht einmal unterbewusst. Ich wollte das Jahr jetzt in Berlin nutzen, um mir meiner Zukunft bewusst zu werden. Aber irgendwie werde ich mir nur jeden Tag bewusster, was ich nicht möchte. Im Büro sitzen. Ich habe das Gefühl, der Büroalltag zermürbt mich früher oder später. Ja, ich bin mir bewusst, dass dies der Arbeitsalltag nun mal mit sich bringt. Ich finde es nur unheimlich schade, wenn diese über die letzten 3 Jahre mühsam gewonnene Kreativität, Antriebsstärke, Abenteuerlust und Abwechslungsreichtum einfach so jeden Tag vor dem Bildschirm in meinem Büro verpufft. Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich mehr Lebenszeit verschwende als produktiv zu nutzen. Mein Chef hat mir sogar einen unbefristeten Vertrag in Aussicht gestellt und die Firma würde sogar Kosten eines Masterstudiums übernehmen. Im Gegenzug müsste ich mich natürlich einige Jahre an die Firma binden. Jeder Mensch würde das als ein Geschenk vom Himmel ansehen. Ich nicht. Mir war nach einigen Tagen schon klar, dass es natürlich finanziell verlockend ist, aber ich nicht über Jahre an die Firma binden möchte.

Wo soll es also beruflich hingehen? Habe ich das komplett Falsche studiert? Falls ja, in was sollte ich sonst meine Berufung finden? Es wäre zu einfach zu behaupten, ich bin im falschen Berufsfeld, denn eine wirkliche Alternative habe ich auch nicht vor Augen. Alles, was ich weiß, dass mir die Arbeit mit Menschen und im Freien in Australien riesig Spaß gemacht hat. Das kann natürlich aber auch daran liegen, weil ich immer genau wusste, in ein paar Monaten bin ich wieder weg. Der Job als Barkeeper in Australien war die entspannteste, aufregendste Arbeit bis jetzt überhaupt, wo ich auch mit Leib und Seele dabei war. Aber möchte ich wirklich in 30 Jahren noch Getränke mischen? ...oder auch Unkraut sprühen oder im Supermarkt an der Kasse stehen? Nein. Ich denke, ich bin nicht komplett falsch in meinem Berufsfeld. Denn immerhin ist der Inhalt interessant und ich kann hier was erreichen. Ich muss nur einen Weg finden, wie man den Büroalltag kreativer und abwechslungsreicher mit mehr Verantwortung gestalten kann. Oder sogar die Arbeit ab und an vom Bildschirm weglotsen kann.
Neben der beruflichen Frage beschäftige ich mich aber auch stark mit meinem sozialen Umfeld. Berlin ist eine schöne, aufregende, multikulturelle, weltoffene Stadt. Wie geschaffen für junge Leute, die gerade aus 3 Jahren Abenteuerurlaub zurückgekommen sind. Allerdings fällt mir schon auf, dass ich nach mittlerweile fast 10 Monaten eigentlich immer noch hauptsächlich mit Freunden meine Zeit verbringe, die ich von früher kenne oder eben vom Reisen. Wirklich neue Leute habe ich in Berlin nicht kennengelernt. Leute sagen immer, das braucht Zeit. Fakt ist aber, dass ich mich immer noch nicht wirklich heimisch fühle in Berlin und ich ungeduldig bin. Mein Herz hängt eigentlich immer noch mehr in Hannover.
Neben der beruflichen Frage und dem sozialen Umfeld beschäftigt mich aber auch noch ein dritter Punkt. Ich verfolge natürlich immer noch all diejenigen, die ich auf Reisen getroffen habe bzw. treffe mich sogar mit  ihnen. Wie schon erwähnt, sind das die Momente, wo ich mich momentan am wohlsten fühle. Sie lassen mich sofort wieder eintauchen; in die Welt der unbegrenzten Sorglosigkeit und paradiesischen Gelassenheit... in die Welt eines unbeschwerten Backpackers für den es diese alltäglichen Probleme überhaupt nicht gibt. Wenn ich auf Facebook einen Beitrag sehe, wo jemand schon wieder hingereist ist und er dann auch noch Bilder postet, werde ich wehmütig und neidisch und könnte am liebsten morgen meine Koffer packen.

OK. Lange Geschichte kurz gemacht. Letztendlich tendiere ich immer mehr dazu im Oktober Berlin wieder zu verlassen, da mich hier im Moment nicht wirklich viel hält. Beruflich sehe ich es für sinnvoll an nochmal studieren zu gehen. Über Monate habe ich mir dazu den Kopf zerbrochen. Ich denke (weiß es aber nicht genau), dass ich meinen Master in Public Health machen möchte. Bevorzugter Studienort wäre natürlich Hannover, obwohl ich auch nicht abgeneigt wäre im Ausland zu studieren, wenn es realisierbar ist. der Vorteil eines Studiums wäre natürlich auch, dass man nochmal eine Menge neuer Leute kennenlernt und für längere Zeit um sich herum hat.
Aber der Fakt, dass mich nicht nur wirklich viel in Berlin sondern eigentlich auch in ganz Deutschland hält, lässt natürlich auch noch andere Gedanken aufkeimen. Ihr könnt es Euch schon denken? Ja genau. Einfach noch mal die Koffer packen und hinaus in die weite Welt. Wer hätte gedacht, dass ich mir diese Frage wirklich noch einmal stellen würde. Ich wohl am wenigsten. Aber ich meine, die meisten meiner Freunde hier in Deutschland haben sich niedergelassen, sind ruhiger geworden, bekommen sogar Kinder, bauen sogar Häuser. Sie sind in völlig anderen Lebensphasen als ich es bin; auch wenn wir im selben Alter sind. Eine Freundin ist nicht da, mein Arbeitsvertrag endet im September und Berlin ist bis jetzt auch nicht mein place-to-be. Demzufolge könnte ich ab Oktober eventuell (mal wieder) ein neues Leben anfangen. Gibt es einen besseren Zeitpunkt, um einfach noch mal die Welt und vielleicht auch sich selbst zu erkunden? Ich bin "erst" 27. Machbar wäre es.

Und da sind wir bei dem Dilemma. Studieren oder doch nochmal Backpacking oder einfach niederlassen und ankommen? Ich versuche Vor- und Nachteile abzuwägen. Mein Verstand sagt Studieren. Mein Herz sagt Reisen. Mein Bauchgefühl sagt, ich soll die Welt erkunden. Mein Kopf sagt, schau der Realität ins Auge und lass dich nieder. ICH WEIß ES EINFACH NICHT!!! Es gibt nicht mal eine Tendenz, die ich unterbewusst bevorzugen würde. Ich weiß nicht mal mit voller Sicherheit, ob es überhaupt sinnvoll ist, zu studieren oder mehr von der Welt zu sehen. Ich habe wirklich Angst davor, ich könnte es nochmal wagen die Koffer zu packen. Es fällt mir dieses Mal schon schwer in den Alltag zurückzukehren. Wie würde das beim nächsten Mal aussehen? Ich habe große Angst, dass die Welt des Reisens ein normales Leben irgendwann nicht mehr möglich macht; sozial als auch beruflich. Auf der anderen Seite weiß ich genau, ich würde es wohl irgendwann bereuen, die Möglichkeit nicht ergriffen zu haben dieses einzigartige Lebensgefühl auf Reisen noch einmal ausgelebt zu haben. Wie gesagt. Ich bin 27, nicht 40 und ohne jegliche Verpflichtungen in Deutschland.
Aber Angst und Reue halten sich seit Wochen und Monaten in der Waage. Ich hoffe, dass eine Seite demnächst an Gewicht gewinnen wird, um mir eine Entscheidung zu ermöglichen. Menschen in meinem Umfeld sind dabei nicht wirklich eine große Hilfe im Moment. Leute hier in Deutschland sagen mir natürlich ständig, ich muss meine Karriere voranbringen, mich niederlassen und jetzt wieder in der Realität ankommen. Das kann ich nachvollziehen, aber sie kennen halt nicht die andere Seite der Medaille. Leute, die wissen wie das Reisen ist - oder noch schlimmer, meine Reisebekanntschaften - setzen mir natürlich wiederum ständig den Floh ins Ohr wie schön es doch ist da draußen in der Weiten Welt mit dem Backpack. Living the Dream. Lebe deinen Traum. Ich wünschte mir, jemand könnte mir mal konstruktiv in dieser Frage helfen und mir einen geeigneten Weg zeigen. 

Auch wenn das jetzt Alles sehr negativ herüberkommt, ich genieße mein Leben, bin in keinster Weise depressiv oder weine den vergangenen 3 Jahren jeden Tag hinterher. Es sind einfach die Gedanken, die mich beschäftigen. Und selbst nicht zu wissen, wo man hin will, ist für mich halt momentan sehr unbefriedigend und aufwühlend. Letztendlich weiß ich aber, dass die Zeit eine Lösung für mich bereit hält. Egal für was ich mich entscheiden werde, ich bin mir sicher, es wird der beste Weg für für mich sein. Und das beruhigt mich etwas.

Ihr seht, es bleibt spannend in meinem Leben. Allein die Zukunft wird zeigen, was kommt...

“because he had no place he could stay in without getting tired of it and because there was nowhere to go but everywhere, keep rolling under the stars...”
― Jack Kerouac, On the Road

Tausche Rucksack gegen Anzug

Nachdem mich nun doch einige Leute gefragt haben, wie es mir geht, was ich so mache und wie es jetzt nach meiner Reise so weiter geht, habe ich mich jetzt endlich mal durchgerungen noch Etwas zu schreiben. Aber zunächst mal... Wahnsinn. Ich hätte nie gedacht, dass dieser Blog wirklich irgendwann mal 100000 Besuche aufweist. Vielen Dank für das rege Interesse. Nicht nur freut es mich, den ein oder anderen mit meinen Geschichten inspiriert zu haben, nein, vielmehr bringt ihr mir damit auch die Bestätigung, dass ich wirklich Alles richtig gemacht habe. Vielen Dank. Ich nehme den 100000.Besuch auf meinem Blog nun also als Anlass ein kleines Follow Up zu geben.

Es fällt mir unheimlich schwer zu beschreiben, was passiert, wenn man nach 3 Jahren zurück nach Hause kommt. Noch viel schwieriger fällt es mir meine Gefühle in Worte zu fassen. Aber ich möchte Euch erstmal einen kleinen Abriss geben, was Alles passiert ist, seit meiner Rückkehr.
Nun, wie ihr wisst, hatte ich ja gleich am Tag meiner Rückkehr am 7.Mai 2014 ein Vorstellungsgespräch bei meinem alten Arbeitgeber in Hannover. Am 6.Mai abends bin ich in Hannover gelandet und habe nach 1008 Tagen wieder deutschen Boden betreten. Am Flughafen warteten Freunde und mein Bruder auf mich. Was für ein Gefühl. Es fühlte sich an als ob ich nie weggewesen wäre und trotzdem fühlte sich alles so fremd an. Wir sind Alle noch auf ein Bier gegangen. Aber was sagt man denn jetzt? Es war so komisch. 3 Jahre. Wie fasst man die zusammen für jemanden, der 3 Jahre lang im deutschen Alltag gefesselt war? Dennoch, am Abend meiner Rückkehr war ich einfach so glücklich.
Am nächsten Tag ging es dann zum Vorstellungsgespräch. Nun ja, es lief - sagen wir mal - suboptimal. Aber was will man auch erwarten, wenn man am Abend zuvor nach 3 Jahren Urlaub zurückkommt und direkt in die Arbeitswelt geworfen wird? Auch mein Deutsch war ungelogen unterirdisch. Jedenfalls hoffte ich, dass sich meine Ex-Kollegen an meine Arbeit erinnerten und wie ich als Mensch ticke. Ich musste warten. Melden wollte man sich bei mir.
Ich zog also erstmal zu meinen Eltern in ein gottverlassenes Dorf. Die erste Woche war eigentlich super. Ich hatte mein eigenes Zimmer!!! Nicht mehr aus dem Koffer leben!!! Einfach mal die Gemütlichkeit genießen und nicht jeden Tag mit neuen Eindrücken vollgestopft werden. Die erste Woche daheim war wirklich irgendwie "entspannend". Danach ging es aber steil bergab. Die Realität traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich war in einem Dorf. Die meisten meiner Schulfreunde sind weggezogen. Ich hatte kein Auto. Und obendrein musste ich nach 7 Jahren auf einmal wieder mit meinen Eltern zusammenleben. Das Dorfleben ist so ziemlich das krasse Gegenteil von den Abenteuern der letzten 3 Jahre. Solang ich auf eine Antwort aus Hannover bezüglich des Jobs gewartet habe, fiel ich Woche für Woche in ein tieferes Loch. Antriebslosigkeit, Langeweile, Ungewissheit, all das, was ich in den 3 Jahren auf ein Minimum beschränkt habe, überrollte mich plötzlich förmlich. Irgendwie dämmerte es, dass ich zurück im recht trostlosen deutschen Alltag angekommen bin. Wo war auf einmal all die Abwechslung, die Freiheit, die Spannung, das Abenteuer? Es war auf einmal Alles weg. Von heute auf morgen. Wochenlang waren meine Eltern, die Einzigen, mit denen ich reden konnte. Auch ein totaler Gegensatz zum Hostelleben. Für mich stand fest, ich muss aus diesem Dorf weg und vor allem auch wieder unter Leute kommen. Ich war mit ein paar Freunden auf einen Festival und hatte geplant ein paar Tage nach Hannover zu fahren, um mich dort mit Freunden zu treffen.
Nun waren aber auch schon 4 Wochen vergangen seit dem Vorstellungsgespräch in Hannover und ich wollte nun langsam auch mal eine Antwort haben. Ich habe eine Mail geschrieben und 3 Tage später - als ich mich gerade auf den Weg nach Hannover machen wollte; wie makaber - bekam ich eine völlig unpersönliche Email von der Personalabteilung mit einer Absage. Das war der bis dahin absolute Tiefpunkt. Alles, was ich mir ausgemalt hatte, ein Neustart im alten, gewohnten Umfeld war damit von der einen auf die andere Sekunde dahin. Noch schlimmer war aber, es herrschte absolute Leere in mir. Ich hatte nicht wirklich einen Plan B in der Tasche. Ich hatte so auf eine Zusage gehofft. Ich weiß bis heute nicht, warum sie jemand Neuen eingestellt haben und nicht mich, der ja mit der Hälfte der Arbeit sogar schon vertaut gewesen ist. Wenn man meine Arbeit damals nicht geschätzt hätte, hätte man mich ja gar nicht erst eingeladen zum Vorstellungsgespräch. OK, das Gespräch lief nicht wirklich gut, aber aus allen Hintergründen heraus betrachtend kann ich es mir bis heute nicht wirklich erklären. Da kann ich nur spekulieren. Außerdem war ich menschlich sehr enttäuscht, dass mich meine damaligen Kollegen über einen Monat haben zappeln lassen und Alles, was ich bekam, war eine unpersönliche Mail der Personalabteilung ohne eine konstruktive Angabe von Gründen. Aber gut, in den Arsch kriechen muss und wollte ich noch nie jemanden. Ich weiß, was ich kann und nur das zählt letztendlich. Bei so einem zwischenmenschlichen Umgang, war es wahrscheinlich sowieso besser, dass es nicht geklappt hat.
Ich hatte mir vorgenommen während meines Besuches in Hannover auszuloten, was der neue Masterplan ist. Wie immer erwähnt, ich wollte Deutschland auf jeden Fall eine Chance geben, auch wenn jetzt schon in den ersten 6 Wochen meiner Rückkehr so ziemlich Alles schief gelaufen ist, was nur ging. Letztendlich war für mich aber in der Situation am Wichtigsten einfach bei meinen Eltern so schnell wie möglich raus zu kommen. Ich konnte es dort nicht mehr lang aushalten. Das hätte mich wirklich depressiv gemacht. Nicht falsch verstehen. Meine Eltern haben daran überhaupt keine Schuld. Es war einfach das gesamte Umfeld, in dem ich mich befand. Da außer Abbott in Hannover nichts in Frage kam und auch Halle (wo meine Eltern wohnen) keine Option darstellte, wurde mir bewusst, dass ich irgendwo einen Neustart wagen musste. Jedenfalls habe ich mich dann überall beworben, was auch nur irgendwie relevant gewesen ist. Hamburg, Essen, Frankfurt, Berlin und Co hießen die Möglichkeiten. 
In Berlin wurde ich dann als erstes eingeladen und 2 Tage später hatte ich den Job in Sack und Tüten. Ich weiß nicht woher dieses Talent kommt, aber Jobs ziehe ich nach wie vor an Land als sei es das Einfachste von der Welt. Gerade mal 5 Bewerbungen herausgeschickt und eine Woche später habe ich den Job gehabt. Achja, nur zur Info, ich war knapp über 2 Monate Hartz IV Empfänger und konnte sogar Geld sparen ;-)
2,5 Monate nach meiner Rückkehr, zog ich also im Juli 2014 nach Berlin in eine WG mit 3 anderen Frauen, wo ich auch jetzt, fast 1 Jahr nach meiner Rückkehr noch lebe. Ich arbeite jetzt als klinischer Datenmanager am Institut für klinische Forschung. Eine Rückkehr ins Büro sozusagen. Angesichts der Tatsache, dass ich 3 Jahre nicht in meinem Berufsfeld gearbeitet habe, sind die Konditionen auch ziemlich gut. Aber klar, man muss erstmal kleinere Brötchen backen. Das schöne an dem Job ist, dass er befristet ist auf 15 Monate (bis September 2015) wegen Mutterschaftsurlaub, den ich vertrete. Auch wenn viele immer unbefristete Verträge bevorzugen, für mich war es perfekt. Ich hatte nun gut ein Jahr Zeit, um wirklich richtig anzukommen und zu überlegen, was ich eigentlich machen möchte.

Soviel zu dem, was passiert ist. jetzt möchte ich aber noch ein wenig berichten, wie es mir geht, wie ich fühle, was ich denke und was meine Pläne sind. Nun, dieser Teil ist unglaublich schwer in Worte zu fassen, da mir ständig 1000 Gedanken durch den Kopf schwirren und sich diesbezüglich meine Gemütslage von ein auf den anderen Tag von super euphorisch, gutgelaunt und positiv zu frustrierend, traurig und wehmütig ändern kann. Wahrscheinlich habe ich auch diesen Post deswegen solang vor mir hergeschoben.
Ich bin ein Realist. Mir war immer klar, dass ich nicht ewig durch die Welt reisen kann und irgendwann selbst der schönste Traum ein Ende findet. Aus diesem Grund habe ich auch nicht wirklich Fernweh in engerem Sinne. Die Gedanken an das Erlebte reichen mir im Prinzip erstmal aus. Klar vermisst man das schöne Wetter, die Unbeschwertheit, die paradisieschen Orte, das Abenteuer, den Abwechslungsreichtum und all diese schönen Dinge... Aber das ist es gar nicht, was so stark ins Gewicht fällt. Was die Rückkehr wirklich unheimlich erschwert, ist sich dem Alltagstrott wieder anzupassen und die neugewonnen Werte von der Reise daheim weiter auszuleben. Jeden Tag 8 Stunden im Büro sitzen ohne ein Ende in Sicht ist schon wirklich schwer zu verinnerlichen. Auch wenn die Arbeit in Australien häufig anstrengend und nervig war, so habe ich doch mittlerweile das Gefühl, dass ich hier in Deutschland des Geldes wegen arbeiten gehe, während in Australien immer zuerst die Erfahrungen und der Spaß im Vordergrund standen.
Allgemein gesagt ist es schon eine Art Kulturschock sich wieder von Tugenden und Mentalitäten wie Freiheit, Gelassenheit, Unbeschwertheit oder Unabhängigkeit auf Absicherung,  Organisation, Anerkennung und Verantwortung umzustellen. An diesen Kulturschock habe ich noch heute fast 11 Monate nach meiner Rückkehr zu knabbern. Das zeigt sich auf der Arbeit genauso wie im privaten Leben.

Am aller schwierigsten jedoch gestalten sich die zwischenmenschlichen Beziehungen seit meiner Rückkehr. Dieser Kontrast zwischen Jemanden, der sein gewohntes Umfeld verlässt und um die Welt reist und Jemanden, der den Alltag nachgeht und die deutschen Tugenden verinnerlicht, wird innerhalb von 3 Jahren sehr extrem. Ich habe einfach gemerkt, dass mir andere Dinge als Geld, Absicherung und Statussymbole wichtiger sind. Aber wie erklärt man das dem gemeinen Deutschen? Ich bekomme immer nur zu hören bzw. sind das die Erwartungen an mich, "jetzt fängt der Ernst des Lebens an",  "ich muss doch jetzt langsam anfangen ein seriöses Leben anzufangen", "meine Karriere voranzutreiben und meine Zukunft abzusichern". Früher war ich genau so, aber mittlerweile frage ich mich schon bezüglich dieser Dinge. Wozu? Wer sagt, dass ich mit 27 wissen muss, was ich möchte?
Viele meiner Freunde haben beruflich als auch privat einen Schritt nach vorn gemacht in den letzten Jahren während ich quasi auf dem Level wie vor der Reise stehen geblieben bin. Das ist natürlich kein Problem, aber es erschreckt mich etwas. Denn es fühlt sich an als ob man 3 Jahre im Gefängnis saß während Alle anderen ihr Leben draußen in der Gesellschaft weitergelebt haben. Man hat Alles verpasst. An sich halt auch kein Problem, da ich ja im Gegensatz dazu Erfahrungen gemacht habe, die ich nie wieder vergessen werde. Das eigentliche Problem daran ist, dass die Meisten einen so behandeln als sei man nie weggewesen. Als wäre man Teil der letzten 3 Jahre im Alltag gewesen. Leute verlangen unbewusst von mir, mich wieder genau so in den Alltag einzubringen als die Person, die ich war vor meiner Abreise. Und da liegt die Crux an der Geschichte. Leute verstehen häufig nicht, dass es für mich eben nicht nur eine "Ich nehme mal eine Auszeit"-Reise war. Nein, es waren 3!!! verdammt schöne Jahre, die nun ein bedeutender Teil meines Lebens sind. Sie haben mich geprägt und ich kann sie nicht einfach so aus meinen Kopf streichen und einfach so tun als sei Alles so wie früher. Das funktioniert einfach nicht. Aber genau dieses Gefühl verstehen nur diejenigen, die genau das Gleiche wie ich gemacht haben. Es ist natürlich völlig normal, dass ich mit den letzten 3 Jahren mehr verbinde als die Leute zu Hause. Es ist auch völlig normal, dass Leute nicht wirklich interessiert sind an dem, was ich erlebt habe. Wenn ich mir Urlaubsbilder von Anderen anschaue, habe ich ja auch nicht so den (emotionalen) Bezug dazu. Was würden sie also auch aus solchen Gesprächen mitnehmen? Wahrscheinlich nur Neid. Das wollen sie nicht und ich auch nicht. Ich finde es eigentlich ganz gut, dass mich Leute nicht so häufig auf die letzten 3 Jahre ansprechen, denn ganz ehrlich, sie könnten es eh nicht nachvollziehen. Wer sich wirklich interessiert für meine Geschichte, dem lasse ich sehr gern teilhaben an meinem Abenteuer. Ansonsten möchte ich aber die letzten 3 Jahre nicht so richtig in der Öffentlichkeit heraushängen lassen, da ich dann eher das Gefühl bekomme, andere halten mich für einen Angeber oder so was. Aber trotzdem besteht bei mir natürlich der Drang dazu mein Erlebtes zu teilen und zu reflektieren.
Und genau in diesem Punkt merke ich, wie schwer es mir fällt von den letzten 3 Jahren loszulassen. Ich habe viel unternommen, seitdem ich wieder zurück bin. Im Oktober 2014 war ich in Amsterdam und habe Mari-Liis aus Estland, Yanise aus Holland, Rhiannon, Sophie und Alan aus England und Cindy aus Frankreich wiedergetroffen. Unglaublich, dass wir es hinbekommen haben uns Alle zur selben Zeit in Amsterdam zu treffen. Es war toll. Dann hat mich Sophie (Australierin mit der ich in Karratha zusammengearbeitet habe) in Berlin besucht, dann hat mich Mike aus England besucht und wir sind im Januar für ein paar Tage nach Rom und Barcelona geflogen, jetzt im April kommen mich Yanise und Tahla aus Australien besuchen und im Mai fliege ich mit Mari-Liis und Mike nach New York. Und genau eben diese Momente waren seit meiner Rückkehr die für mich schönsten und ausgelassensten Tage, an denen ich mich am wohlsten gefühlt habe. Es fühlt sich einfach so an als ob mir diese Leute in meiner derzeitigen Lebenslage einfach am nächsten stehen.
Ein anderer Fakt, der dafür spricht, ist, dass ich irgendwie gefühlt mehr Zeit im Moment mit Leuten verbringe, die ich vom Reisen kenne als mit meinen Freunden, die in meinem Umfeld wohnen. Es bedarf einer guten Organisation und etwas Vorausplanung (typisch deutsch!), wenn du dich mit Freunden hier treffen willst. Komischerweise ist das mit den Freunden, die um den ganzen Erdball zerstreut sind, ganz anders. Da wird angefragt, ob man Lust hat sich zu treffen und irgendwie klappt das eigentlich auch häufig ohne Problem ziemlich zeitnah. Eigentlich müsste es ja anders herum sein!?!?! Das gibt einen natürlich schon irgendwie zu denken. Es fühlt sich halt an, dass bei den zwischenmenschlichen Beziehungen mit den Backpackerfreunden einfach viel mehr gegenseitiges Interesse geteilt wird. Das Erlebte schweißt halt doch viel mehr zusammen als wenn man zusammen in der Sandkiste gebuddelt hat. Man schwimmt irgendwie auf der berühmtberüchtigten gleichen Wellenlänge.
Das klingt jetzt vielleicht auch etwas narzistisch, aber mir ist auch aufgefallen, hier in Deutschland geht man viel schneller in der Masse unter. Man ist einfach nichts "Besonderes" mehr. Nur noch einer unter vielen Deutschen. Das fällt mir besonders auf, wenn es darum geht neue Leute kennenzulernen. Auf Reisen musste man nichts offerieren, da wusste jeder automatisch, dass jeder Einzelne seine eigene Geschichte zu erzählen hat, die ihn interessant macht. Hier in Deutschland fühlt man sich häufig so, als müsse man den Menschen etwas besonderes anbieten, um sein Freund zu werden. Da ich aber in Deutschland genauso wie jeder Andere ein normales Leben führe, kommt es häufig nicht über ein bis zweimal weggehen hinaus. Irgendwie lassen sich Menschen hier zu Hause im Alltag viel schwerer auf neue Leute in ihrem Umfeld ein und zeigen weniger Interesse, was wirklich schade ist. Aber ich muss fairerweise auch gestehen, dass es zum Teil auch an mir liegt, weil es mir nicht leicht fällt, mich derzeit über längeren Zeitraum für die alltäglichen Dinge und kleinen Probleme der Menschen hier zu interessieren. 
Bei aller Schwarzmalerei gerade :D möchte ich aber auch Etwas Positives anbringen. Es ist trotzdem unheimlich toll wieder enge Freunde und Familie um mich zu haben, was mir zum Schluss in Asien so ein wenig gefehlt hat. Auch zu sehen wie der gemeine Deutsche lebt, lässt den Wert meines Abenteuers ins unermessliche ansteigen.

Seitdem ich nun in Berlin wohne, ist es ein Auf und Ab meiner Stimmungslage. Ich genieße meine Zeit hier und versuche mich soweit es geht auch wieder an den deutschen Alltag anzupassen. Ich merke aber wie man Tag für Tag immer mehr in die alten Muster wie vor der der Reise zurückfällt. Man wird bequemer, will sich selbstverständlich auch von dem hart erarbeiteten Geld mal etwas Luxus und Konsumgüter leisten, auch wenn man es eigentlich gar nicht braucht. Man regt sich wieder viel mehr über kleine Dinge auf, bei denen ich auf Reisen spätestens nach 5 Sekunden drüber gelacht hätte. Anstatt seinen Hobbies nachzugehen legt man sich lieber nach der anstrengenden Arbeit auf die Couch und schaut Fernsehen. Man überlegt wieder viel häufiger welche Konsequenzen sein Handeln hat. Viele Dinge werden einfach wieder so selbstverständlich. Soziale Absicherung, grüne Parks, heißes Duschen, das eigene Zimmer etc.
Das Gefühl kommt auf, dass man in der Gesellschaft mehr funktioniert als auf Reisen, wo man viel intensiver sich selbst sein kann. Es ist, als ob man durch das Reisen erkennt, was die essentiellen Dinge im Leben sind und welchen Stellenwert sie haben. Das Leben als Solches jedoch wird nach der Rückkehr einfach wieder "normal". Und genau an diesem Punkt setzt es dann doch irgendwann ein. Das Fernweh.
Jeden Tag, an dem man sich mehr und mehr in die Gesellschaft und den Alltag integriert, entfernt man sich ein Stück mehr von dem, was dieses Abenteuer ausgemacht hat und gleichzeitig wächst das Bewusstsein dafür, wie einmalig schön und aufregend es doch war am anderen Ende der Welt.