Es ist einfach unfassbar. Soviel Pech in einer einzigsten Woche kann man doch gar nicht haben. So gut mein Australienabenteuer bis jetzt gelaufen ist, die letzte Woche sind so ziemlich die schlimmsten Dinge überhaupt passiert. Angefangen hat alles letzte Woche Dienstag. Die Tage zuvor habe ich im Auto öfters gemerkt, dass die Gänge recht schwer zu wechseln sind und die Kupplung ein merkwürdiges Geräusch machte. Ich bin dann zu einer Werkstatt gefahren. Die Mechaniker haben meine Kupplung für 165$ adjustiert, so dass alles erstmal wieder etwas geschmeidiger läuft. Als ich dann jedoch auf der Rechnung gelesen habe: „Recommended to replace the clutch cables and kit asap.“ („Es wird empfohlen die Kupplung und dazugehörige Kabel so schnell wie möglich zu ersetzen“) konnte ich es nicht glauben. Als ich dann den Mechaniker gefragt habe, was der ganze Spaß Kosten sollte, machte sich pure Ernüchterung breit. Weitere 1300$. Genau das wollte ich eigentlich verhindern. Das musste ich dann erstmal verdauen. Was nun? Es gibt 3 Optionen. Erstens, ich versuche das Auto wieder zu verkaufen und versuche das investierte Geld wieder zu bekommen, was natürlich schwierig werden könnte, wenn ein potentieller Käufer feststellt, dass etwas mit der Kupplung nicht stimmt. Zweitens, ich lasse die Kupplung reparieren und behalte das Auto. Drittens, ich fahre das Auto einfach solang bis gar nichts mehr geht, was natürlich die Gefahr in sich birgt, dass ich vielleicht später mitten im Nirgendwo Australiens stehen bleiben könnte.
Noch bevor ich mich zu einer Entscheidung durchringen konnte, traf mich der nächste Hammer. Als ich mit Ken, meinem Kollegen, telefoniert habe, sagte er mir, dass Murray keine weitere Arbeit hat, da sämtliches verbliebenes Unkraut seine Samen bereits verstreut hat. Na prima. Nach dem Autoschock, wird mir am selben Tag auch noch gesagt, dass ich mal wieder arbeitslos bin. Das kommt echt zum falschen Zeitpunkt. Option 2 für das Auto fällt damit auch erstmal weg, denn wenn man arbeitslos in Australien ist, sollte man sein Geld sinnvoller einsetzen als 1300$ für eine neue Kupplung zu bezahlen. Ich habe dann beschlossen, mich erstmal nicht weiter um das Auto zu kümmern, sondern mich um einen neuen Job zu bemühen, denn nachdem ich nun nicht mehr für Murray arbeite, muss ich immer noch weitere 30 Arbeitstage sammeln, um das 2nd Year Visa beantragen zu können. Außerdem ist es natürlich immer vorteilhaft eine Einnahmequelle zu haben.
Erstaunlicherweise nehme ich beide Rückschläge relativ gelassen. Ich bin selbst etwas erstaunt über mich. Immerhin geht es hier um ziemlich viel Geld. Aber wenn ich eines hier in Australien gelernt habe, dass es mit etwas Geduld und Optimismus immer einen Ausweg und eine Lösung gibt. Und das wird es auch dieses Mal geben. Ich bin die nächsten Tage dann Mal wieder zu sämtlichen Recruitment Agencies gefahren, um mich für Jobs zu bewerben. Schauen wir mal, was heraus kommt. Am Samstag hatte Murray dann noch einen Cashjob für uns. Rindenmulch auf einem Grundstück verteilen. Naja immerhin nochmal 100$ für 5 Std. Cash auf die Hand bekommen. Abends sind wir dann auf eine Poolparty gegangen. Ein paar Leute vom Hostel haben sich ein Haus gemietet. Das war der Hammer. Riesengroßer TV, 2 beheizte Swimmingpools und und und. Und obendrein war die Party echt genial. Später gings noch in die Stadt zum abfeiern. Ich liebe das Nachtleben von Darwin. Es war ein gelungener Ausgleich zum Stress der vergangenen Tage. Am Sonntag habe ich dann entspannt.
Heute (Montag) wollte ich dann wieder auf Jobsuche gehen. Am Morgen gegen 10:30 Uhr traf mich dann aber der absolute Hammer. Ein absoluter Tiefschlag, den ich so schnell nicht verdauen konnte. Schlimmer als Auto und Arbeitslosigkeit zusammen. Ich saß im Stuhl der Immigrationsbehörde und wollte eigentlich nur eine Bestätigung haben, dass der Weedsprayerjob für das 2nd Year Visa gilt. Die Beamte sagte mir dann, dass Unkraut sprühen wohl nicht unter die geforderte „specified work“ fällt. Ich war komplett sprachlos. Ich hatte die ganzen letzten 2 Monate geglaubt, dass es für das 2nd Year Visa zählt. Deshalb bin ich doch überhaupt nach Darwin gekommen. Und nun war die ganze Arbeit umsonst? Es waren nun also mehr als nur noch 30 Tage zum 2nd Year Visa. Da ich keinen Nachweis über die 24 Arbeitstage vom Fruitpicking in Bundaberg hatte, habe ich also nur die 8 Tage „specified work“ von der Erdbeerfarm in Maroochydore. Das heißt ich muss weitere 80 Arbeitstage „specified work“ leisten, was unterm Strich 3 Monate sind. Falls ihr es nicht schon selber herausgefunden habt, sage ich es Euch jetzt. Ich habe keine 3 Monate mehr während meines ersten Visa. Ich kann also keine 3 Monate mehr arbeiten, da mein Visa am 11.August ausläuft. Eine absolute Katastrophe. Ein zweites Jahr in Australien scheint in weite Ferne gerückt zu sein.
Den Morgen musste ich dann ganz in Ruhe erstmal die Geschehnisse sacken lassen. Die Kupplung und den Verlust der Arbeit konnte ich ja noch ganz gut verkraften, aber jetzt das noch. Immerhin geht es hier darum, wie es nach einem Jahr Australien mit mir weitergeht. Auto, Arbeit und Aufenthaltserlaubnis gehen innerhalb einer Woche den Bach hinunter. Geht’s eigentlich noch schlimmer? Wenn ihr jetzt aber glaubt, dass ich den Kopf in den Sand gesteckt habe, dann liegt ihr falsch. Ich habe eine waghalsige Entscheidung getroffen und begebe mich damit auf eine sehr risikoreiche Gradwanderung. Jeden Tag gibt es unzählige Anträge für das 2nd Year Visa, so dass die Immigrationsbehörde nicht jeden Antrag prüfen kann. Da ich die 88 Tage „specified work“ während meines ersten Visas rechnerisch nicht mehr sammeln kann, habe ich nichts mehr zu verlieren. Ich habe heute online meinen Antrag für das 2nd Year Visa gestellt, was mich mal wieder weitere 270$ gekostet hat (unglaublich, was die hier für Visumsgebühren haben). Ich habe einfach die Daten von der Erdbeerfarm und dem Weedsprayerjob angegeben. Zudem habe ich eine längere Zeitspanne angegeben als ich tatsächlich für Murray gearbeitet habe, so dass ich über die 88 Tage komme. Ich hoffe jetzt einfach darauf, dass die Behörden meinen Antrag nicht prüfen und ihn einfach genehmigen. Sollten sie den Antrag jedoch genauer prüfen und mich auffliegen lassen, dann war es das nicht nur mit dem zweiten Jahr Australien, sondern ich würde auch Gefahr laufen, dass ich mit einer Ablehnung des Antrags wohl nie wieder ein Visa für Australien beantragen darf. Dieses Mal entscheidet allein das Glück. Es liegt nicht mehr in meinen Händen. Und ich hoffe es wird ein gutes Ende nehmen. Innerhalb der nächsten 3 Tage bekomme ich bescheid, ob das Visa genehmigt wird oder nicht. Ich warte jetzt erstmal ab, was bei der Visumsgeschichte herauskommt. Davon mache ich dann abhängig, was ich in Sachen Arbeitssuche und Auto mache. Falls mein Antrag abgelehnt wird, habe ich nur noch knapp über 2 Monate in Australien und ich muss ehrlich gestehen, dass ich diese dann doch lieber noch an der Westküste verbringen möchte als auf Arbeit. Glaubt ihr meine Pechsträhne hat ein Ende und alles wendet sich zum Guten? Ein Happy End für Visum, Arbeit und Auto? Ich bleibe optimistisch!